In Deutschland kennt jeder Interviews mit J\u00fcrgen Klinsmann und Landon Donovan, die \u00fcber die Unterschiede zwischen europ\u00e4ischem und amerikanischem Fu\u00dfball schwadronieren. Inside 11 hat deshalb die Thematik aus einer anderen Perspektive beleuchtet und den jungen amerikanischen Torh\u00fcter Tucker Schneider befragt. Dieser meint: „Soccer knowledge in the US is piss poor!“<\/p>\n
Inside 11:<\/strong> Hi Tucker, wie geht es dir?<\/em><\/p>\n Tucker Schneider:<\/strong> Super!<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Fu\u00dfball ist in den USA bei weitem nicht so popul\u00e4r wie andere Sportarten. Trotzdem hast du dich f\u00fcr diesen Sport entschieden. Warum?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Fr\u00fcher spielte ich Basketball und Baseball, ich schwamm, machte Leichtathletik. Aber ungef\u00e4hr zu der Zeit, als ich 14 wurde, wusste ich: Fu\u00dfball ist etwas Besonderes. Der Rhythmus und die Intelligenz dieses Spiels, gepaart mit der erforderlichen Intelligenz und dem Geschick \u2013 das faszinierte mich. Das ist etwas, das sonst keine andere Sportart hat: Die perfekte Balance zwischen Intelligenz und Athletik.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Wie w\u00fcrdest du argumentieren, wenn du ein amerikanisches Kind davon \u00fcberzeugen solltest, Fu\u00dfball zu spielen \u2013 und nicht American Football, Basketball oder Baseball?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Es gibt zwei Wege, amerikanische Jungs davon zu \u00fcberzeugen, Fu\u00dfball zu spielen. Entweder du kaufst ihnen das neueste FIFA-Videospiel oder du nimmst sie mit nach drau\u00dfen aufs Feld, damit sie es selbst ausprobieren. Vor allem in den letzten paar Jahren wurden amerikanische Kids immer mehr zum Fu\u00dfball gebracht. Der einzige Grund daf\u00fcr, dass Fu\u00dfball in vielen Teilen der Staaten noch nicht gro\u00df geschrieben wird, ist, dass die meisten eben noch nie selbst Fu\u00dfball gespielt haben.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Du spielst f\u00fcr die U18 der Colorado Rapids. Kannst du uns etwas \u00fcber das System im Jugendfu\u00dfball in den USA erz\u00e4hlen?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Im Jahr 2007 arbeitete der amerikanische Fu\u00dfball mit Teams aus der MLS und gro\u00dfen Jugendclubs zusammen, um die U.S. Soccer Development Academy zu formen. Die USSDA ist eine nationale Liga, die gegr\u00fcndet wurde, um das europ\u00e4ische System nachzubilden. Mittlerweile sind 140 Teams in der USSDA vertreten, darunter alle 20 Nachwuchsakademien der MLS-Teams.<\/p>\n Au\u00dferdem ist sie die einzige Liga in den USA, die die Fu\u00dfballer nicht f\u00fcrs Spielen bezahlen l\u00e4sst. Das System der Akademien l\u00e4sst die besten Spieler aus jedem Staat zehn Monate lang eine sehr kompetitive und intensive Saison spielen. Au\u00dferdem werden \u00fcber das Jahr einige Sichtungen abgehalten, an denen auch internationale Top-Clubs teilnehmen.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Es sind also nur die gro\u00dfen Clubs vom Schulsystem ausgeschlossen, nicht die kleinen?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Kein Spieler in der USSDA darf in High-School-Teams spielen. Das liegt am ausgelasteten Spielplan und an den Auswahlkriterien.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Jeder hat schon mal ein Interview mit J\u00fcrgen Klinsmann oder Landon Donovan \u00fcber Unterschiede zwischen amerikanischem und europ\u00e4ischem Fu\u00dfball gelesen. Deine Perspektive unterscheidet sich von deren. Welche anderen Dinge kannst du uns erz\u00e4hlen?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Der amerikanische Fu\u00dfball hat einige Probleme, die gel\u00f6st werden m\u00fcssen, um stark und wettbewerbsf\u00e4hig auf internationaler Ebene zu werden. Das immens popul\u00e4re College-System zieht nach sich, dass Fu\u00dfballer erst mit 22 Jahren die M\u00f6glichkeit bekommen, professionell Fu\u00dfball zu spielen \u2013 w\u00e4hrend in Europa Clubs wie Real Madrid einen Martin\u00a0\u00d8degaard bereits mit 16 verpflichten k\u00f6nnen und seine Entwicklung vorantreiben.<\/p>\n Zus\u00e4tzlich ist dieses System weniger daran orientiert, professionelle Spieler auszubilden, sondern mehr, Gewinne zu produzieren \u2013 auf jede m\u00f6glich Weise. Das hei\u00dft junge, talentierte Spieler bekommen nicht genug Zeit, um sich zu verbessern und die Mannschaften sind nicht immer daran interessiert, qualitativ hochwertigen Fu\u00dfball zu spielen.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Wie ist das Fu\u00dfballtraining in den USA? Lassen sich Trainingsinhalte aus den anderen, popul\u00e4reren Sportarten finden oder orientieren sich die Trainer eher an dem, was europ\u00e4ische Clubs machen?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Sehr viel von dem was wir machen, ist dem europ\u00e4ischem System nachgebildet, vor allem die Trainingseinheiten. Besonders die Nachwuchsakademien versuchen, so viele qualifizierte Trainer wie m\u00f6glich zu „importieren“ \u2013 vor allem aus Gro\u00dfbritannien. Von den neun Trainern der Akademie der Rapids wurde nur ein einziger in Amerika geboren.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Zur\u00fcck zu dir. Was sind deine pers\u00f6nlichen Ambitionen? K\u00f6nntest du dir vorstellen, irgendwann nach Europa zu gehen?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Im Moment ist mein Ziel, aufs College zu gehen und mich dort als Torwart weiterzuentwickeln, um dann hoffentlich als Eigengew\u00e4chs der Rapids den Sprung nach oben zu schaffen. Ich schaue jetzt nicht insbesondere auf Europa, aber wenn eines Tages die M\u00f6glichkeit da w\u00e4re, dort professionell zu spielen, w\u00fcrde ich es wahrscheinlich ausprobieren.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Hast du europ\u00e4ische Ideale? Ein Idol, einen Lieblingsspieler oder -club?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Als Torwart versuche ich, so wie Manuel Neuer zu spielen. Meine Lieblingsclubs sind Chelsea in England, Juventus in Italien und Atletico Madrid in Spanien.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Generell gefragt: Wie gut ist das Wissen der amerikanischen Teenager \u00fcber Fu\u00dfball und europ\u00e4ischen Fu\u00dfball? Kennen sie die Fu\u00dfballstars, kennen sie den aktuellen Trainer der amerikanischen Nationalmannschaft \u2013 oder wissen sie eher noch alle Cheftrainer der NFL?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Das durchschnittliche Wissen der amerikanischen Teenager \u00fcber Fu\u00dfball ist hundsmiserabel. Auf meiner Schule, auf die in etwa 500 Teenager gehen, kennt h\u00f6chstens die H\u00e4lfte den Unterschied zwischen einem Elfmeter und einem Freisto\u00df. Blo\u00df ein Viertel wei\u00df, wer Messi oder Ronaldo sind, und vielleicht 50 wissen, wer J\u00fcrgen Klinsmann ist. Diejenigen, die Fu\u00dfball spielen, haben jedoch ein sehr gutes Wissen \u00fcber die gro\u00dfen europ\u00e4ischen Ligen und Clubs, vor allem in der Champions League kennen sie sich aus.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Wie siehst du die Zukunft der MLS?<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Die Zukunft der MLS sieht gl\u00e4nzend aus. Fanbasen entstehen, Clubs verpflichten gro\u00dfspurig Spieler mit popul\u00e4ren Namen, sehr viel Geld wird in die Liga und in den amerikanischen Fu\u00dfball gepumpt. Das Geld regiert. Dieses Jahr schaffte es zum ersten Mal ein amerikanisches Team ins Finale der CONCACAF Champions League und bald werden andere nachziehen. Amerikanische Fu\u00dfballer mit gro\u00dfen Namen wie Clint Dempsey oder Jozy Altidore sind zur\u00fcck in den Staaten und helfen der Liga, weiter zu wachsen, w\u00e4hrend sie die Nationalmannschaft im internationalen Vergleich weiter nach oben pushen.<\/p>\n Inside 11:<\/strong> Vielen Dank daf\u00fcr, dass du mit uns gesprochen hast. Wir w\u00fcnschen dir alles Gute f\u00fcr die Zukunft \u2013 und vielleicht sehen wir dich ja eines Tages in der Bundesliga!<\/em><\/p>\n Schneider:<\/strong> Ihr k\u00f6nnt Pep sagen, dass ich auf ein Vertragsangebot warte.<\/p>\n Das Interview f\u00fchrte Lukas Brandl exklusiv f\u00fcr Inside 11.<\/strong><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" In Deutschland kennt jeder Interviews mit J\u00fcrgen Klinsmann und Landon Donovan, die \u00fcber die Unterschiede zwischen europ\u00e4ischem und amerikanischem Fu\u00dfball schwadronieren. 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