Der 1. FC Lokomotive Leipzig und Mario Basler werden in Zukunft zusammenarbeiten. Diese Meldung kam letzte Woche einigerma\u00dfen \u00fcberraschend. Basler hatte seine durchaus unterhaltsame Person in letzter Zeit immer \u00f6fter in Fernsehstudios als auf dem Chefsessel eines Fu\u00dfballvereins geparkt. Ist ein Mann, der als Funktion\u00e4r bisher nur m\u00e4\u00dfig erfolgreich war, wirklich kompetent genug, einen F\u00fcnftligisten binnen f\u00fcnf Jahren in die 3. Liga zu f\u00fchren?<\/p>\n
Basler war schon als Spieler ein Freund der feuchtfr\u00f6hlichen Freizeitgestaltung. Sein Problem schien aber nie das Trinken an sich zu sein, sondern sein gro\u00dfes Ego. Er hatte das gleiche Problem wie jeder Nicht-Promi, der betrunken auf dicke Hose machen will: Irgendwann gibt’s aufs Maul. Und weil Basler nicht nur mit dem Fu\u00df, sondern auch mit seiner Faust ziemlich pr\u00e4zise war, hat es \u00f6fters gekracht.<\/p>\n
Das f\u00fchrte umgehend zu Geldstrafen, die er aber \u2013 nach eigener Aussage \u2013 nie bezahlen musste. Seit er jedoch ins Trainerfach gewechselt ist, sind Nachrichten zu seiner Person vermehrt im Sportteil als im Boulevard zu finden. Dies k\u00f6nnte sich jedoch schnell \u00e4ndern. Er ist jetzt in Leipzig. Dem Berlin f\u00fcr Coole. Das war zur Abwechslung mal keine Ironie. Leipzig ist im Aufschwung, auch fu\u00dfballerisch. RB ist drauf und dran in die erste Liga aufzusteigen. Und was machen die B\u00fcrger der Stadt? Sie machen voll mit. Das Red-Bull-Marketingobjekt zieht immer mehr Menschen in seinen Bann.<\/p>\n
Man mag meinen, dass sich f\u00fcr Lok eine Art Sinn-Frage stellen sollte. Warum sollte man versuchen, sich gegen einen so augenscheinlich \u00fcberlegenen Stadtrivalen durchzusetzen? Ganz einfach: Menschen lieben Underdogs. David gegen Goliath. Quasi das gesamte Werk Hollywoods basiert auf solchen Stories. Die Verpflichtung einer schillernden Pers\u00f6nlichkeit in leitender Position ist nur folgerichtig. Die garantiert dem Verein mediale Aufmerksamkeit<\/p>\n
Und Aufmerksamkeit ist durchaus wichtig in einer Stadt in der die Medien \u2013 von Teilen der Einheimischen inzwischen als „L\u00fcgenpresse“ tituliert \u2013 dem Projekt von Dietrich Mateschitz sehr positiv gegen\u00fcberstehen. Das gesteigerte mediale Interesse birgt aber auch Gefahren. Die Presse ist immer f\u00fcr einen rei\u00dferischen Artikel gut. Basler sollte darauf achten, weiterhin ohne Skandale auszukommen.<\/p>\n
Der Werdegang des heutigen 1.FC Lokomotive Leipzig ist \u00e4hnlich verworren, wie meine Erinnerungen an das letzte Wochenende. In Kurzform h\u00f6rt sich das ganze ungef\u00e4hr so an: Lok Leipzig ist der Nachfolgeverein vom VfB Leipzig. 1966 benannte man sich in Lokomotive Leipzig um. Das Lokomotive verwies auf den Hauptsponsor: die Deutsche Reichsbahn. Die Umbenennung von Sportvereinen nach ihren Sponsoren scheint in Leipzig also nichts Neues zu sein. Lok war zu DDR-Zeiten ein Liebling der SED.<\/p>\n
In diesem Spannungsfeld entwickelte sich auch eine der interessantesten Fanrivalit\u00e4ten Deutschlands. Die zwischen Lok Leipzig und der BSG Chemie. Diese wurde bis zum Fall der Mauer von der SED nat\u00fcrlich in Schach gehalten. Wer braucht schon Emotionen in einem auf \u00dcberwachung fu\u00dfenden Staat? Nach der Wende radikalisierten sich die Anh\u00e4nger, es kam h\u00e4ufig zu \u00dcbergriffen auf Fans des anderen Lagers. Mit der Gr\u00fcndung des RB ebbten die Vorf\u00e4lle schlagartig ab. Die beiden Erzfeinde hatten einen gemeinsamen „Feind“ gefunden.<\/p>\n
Mario Basler muss lernen mit diesem sehr speziellen Umfeld umzugehen. Er bietet bei Misserfolg eine ausgezeichnete Zielscheibe. Sein Job wird es sein, den Verein behutsam nach oben zu f\u00fchren. Lokomotive hat die Chance eine Konstante im Osten zu werden. Es bleibt zu hoffen, dass sich der Verein sich dessen bewusst ist. Dem deutschen Fu\u00dfballenthusiasten muss gezeigt werden, dass Leipzig nicht nur Legida und Red Bull ist.<\/p>\n
Ups, RasenBallsport<\/em>. Mea culpa.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Der 1. FC Lokomotive Leipzig und Mario Basler werden in Zukunft zusammenarbeiten. Diese Meldung kam letzte Woche einigerma\u00dfen \u00fcberraschend. Basler hatte seine durchaus unterhaltsame Person in letzter Zeit immer \u00f6fter in Fernsehstudios als auf dem Chefsessel eines Fu\u00dfballvereins geparkt. Ist ein Mann, der als Funktion\u00e4r bisher nur m\u00e4\u00dfig erfolgreich war, wirklich kompetent genug, einen F\u00fcnftligisten binnen f\u00fcnf Jahren in die 3. Liga zu f\u00fchren?<\/p>\n","protected":false},"author":5,"featured_media":6025,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[21],"tags":[22],"yoast_head":"\n