Donis Avdijaj: 17 Jahre, offensiver Mittelfeldspieler der A-Jugend von Schalke 04. K\u00fcrzlich unterschrieb er einen Vertrag bei den Profis bis 2019. Wenn ein Verein w\u00e4hrend dieses Zeitraums bereit ist, 50 Millionen Euro zu zahlen, darf der Teenager gehen. Ja, richtig gelesen: Bei der festgeschriebenen Abl\u00f6sesumme handelt es sich um 50 Millionen Euro. Ein historischer Moment, noch nie wurde f\u00fcr einen so jungen Spieler so ein hoher Preis festgesetzt. Inside 11 \u00fcber den Jugendwahn im Profifu\u00dfball.<\/p>\n
Sicher, schon seit langem gibt es diese „Wunderkinder“, die in jungen Jahren erfolgreich ihr Deb\u00fct auf Profiebene feiern d\u00fcrfen. Doch fr\u00fcher war das dann eben auch die Ausnahme, normalerweise etablierten sich Spieler im Alter von guten 20 Jahren im Profigesch\u00e4ft, oft \u00e4lter. Doch mittlerweile will man das Wunder zur Gewohnheit machen. Je j\u00fcnger der Spieler, desto besser.<\/p>\n
Jeder professionelle Verein hat eine gro\u00dfe Scoutingabteilung und eine noch gr\u00f6\u00dfere Jugendakademie, der Gro\u00dfteil der Scouts soll nicht mehr nach gemachten Spielern, die ihr K\u00f6nnen schon unter Beweis gestellt haben, suchen, sondern nach jungen, sehr jungen Spielern mit Potential. Am besten von unbekannten Klubs, denn optimal ist es nat\u00fcrlich, wenn der Spieler unbekannt ist. Dann ist er der Konkurrenz noch nicht aufgefallen, was die Verpflichtung stressfreier macht.<\/p>\n
Red Bull Salzburg hat im Salzburger Stadtteil Liefering eine gigantische Jugendakademie aus dem Boden gestampft, die mehrere Natur- und Kunstrasenpl\u00e4tze umfasst. Aus ganz Europa, ja sogar aus der ganzen Welt kommen die Spieler nach Salzburg, aus den Akademien in Ghana, New York und Brasilien. Bei Red Bull gilt: Ist der Spieler \u00e4lter als 14 Jahre und spielt noch bei keiner Regionalauswahl oder steht er im Kader eines gro\u00dfen Clubs, ist er uninteressant.<\/p>\n
Es \u00e4hnelt einem Wettr\u00fcsten, diese Jagd nach jungen, unbekannten und talentierten Spielern. Der FC Barcelona verpflichtet einen neun Jahre alten Japaner. Zehn Jahre alte Brasilianer unterschreiben Vorvertr\u00e4ge bei Real Madrid. F\u00fcr einen g\u00e4nzlich unbekannten, 16 Jahre alten Bosnier bezahlte Red Bull Salzburg 2013 eine halbe Million Euro. Die SpVgg Greuther F\u00fcrth holte vor ihrer ersten Bundesliga-Saison Abdul Baba aus Ghana, vom FC Dreamz. Ein Verein, von dem in Europa nur der Name bekannt ist. In der zweiten Liga sollen sie angeblich spielen.<\/p>\n
Scouting-Netzwerke werden ausgefeilter, der Jugendfu\u00dfball mehr in den Fokus ger\u00fcckt. Und Spieler, die sich erst sp\u00e4ter entwickeln, eine gute Form erst in den Mittzwanzigern erreichen, werden es k\u00fcnftig deutlich schwerer haben, sich zu etablieren.<\/p>\n
Deshalb ist es auch eine unbedingt n\u00f6tige Ma\u00dfnahme, dass die verantwortlichen Scouts, Talentsucher, Sportdirektoren und Trainer der Profivereine die F\u00e4higkeiten besitzen, nicht vorschnell und subjektiv zu urteilen, sondern geduldig und bedacht zu agieren. Der kindliche und jugendliche K\u00f6rper entwickelt sich bei jedem anders, darauf sollte R\u00fccksicht genommen werden. Denn nicht nur f\u00fcr die Spieler, auch f\u00fcr die Vereine kann dies Nachteile mit sich bringen.<\/p>\n
Was, wenn Donis Avdijaj in seiner Entwicklung stehen bleibt? Wir kennen doch die Geschichten der hochgehandelten aber letzlich gescheiterten Talente. Nicht immer zieht dies gr\u00f6\u00dfere Folgen f\u00fcr die Vereine nach sich, doch wenn vorsorglich solch gewichtige Ma\u00dfnahmen getroffen werden, sind gewichtige Konsequenzen logisch. Was wiegt eine 50-Millionen-Euro-Klausel, wenn der betroffene Spieler den Durchbruch bei Schalke 04 nicht geschafft hat und mit 22 immernoch in der zweiten Mannschaft der K\u00f6nigsblauen kickt?<\/p>\n
Sicher, Jens Kellers und Horst Heldts Fachkompetenz sollten nicht in Frage gestellt werden, doch der junge Donis wird nicht der einzige junge, hochgehandelte Spieler bleiben. Was nicht zu untersch\u00e4tzen ist: Die Ausstiegsklausel ist um 4,5 Millionen Euro h\u00f6her als die des bereits international geachteten Julian Draxler. Dies spiegelt die Hochachtung vor Avdijaj wider. Es gibt, wie bereits erw\u00e4hnt, auch gegenteilige F\u00e4lle. Spieler wie Philipp Wollscheid oder auch Nationalmannschafts-Rekordtorj\u00e4ger Miroslav Klose spielten mit 17 noch irgendwo auf Amateurebene, waren vollkommen unbekannt.<\/p>\n
RB Brasil und RB Ghana holen junge Kinder von der Stra\u00dfe, bieten somit eine einmalige Chance und bewahren sie davor, in ein kriminelles Milieu zu schlittern. Auch in Industriel\u00e4ndern wird Kindern ein sportlicher Ausgleich geboten, sie kommen in den Genuss, Teil einer Mannschaft zu sein. Sie erfahren f\u00fcr die Entwicklung wichtige Achtung \u2013 was nat\u00fcrlich auch wieder ein Risikopunkt ist. Richtig dosiert ist sie f\u00fcr die Charakterbildung der Kinder sehr f\u00f6rderlich, falsch dosiert kann sie zu Arroganz und Egoismus f\u00fchren.<\/p>\n
Die variable Kompetenz der Verantwortlichen ist also, wie man erneut sieht, von gro\u00dfer Bedeutung. Die weitere Entwicklung dieses Trends darf mit Spannung abgewartet werden.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
Donis Avdijaj: 17 Jahre, offensiver Mittelfeldspieler der A-Jugend von Schalke 04. K\u00fcrzlich unterschrieb er einen Vertrag bei den Profis bis 2019. Wenn ein Verein w\u00e4hrend dieses Zeitraums bereit ist, 50 Millionen Euro zu zahlen, darf der Teenager gehen. Ja, richtig gelesen: Bei der festgeschriebenen Abl\u00f6sesumme handelt es sich um 50 Millionen Euro. Ein historischer Moment, noch nie wurde f\u00fcr einen so jungen Spieler so ein hoher Preis festgesetzt. Inside 11 \u00fcber den Jugendwahn im Profifu\u00dfball.<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":6193,"comment_status":"open","ping_status":"closed","sticky":false,"template":"","format":"standard","meta":{"footnotes":""},"categories":[21],"tags":[10],"yoast_head":"\n