Geld im Allgemeinen und Abl\u00f6sesummen im Speziellen sind beliebte Gespr\u00e4chsthemen. So hofft Karl-Heinz Rummenigge, dass der FC Bayern in n\u00e4herer Zukunft nicht zu einem 100-Millionen-Transfer gezwungen wird, weil er Summen dieser Gr\u00f6\u00dfenordnung f\u00fcr schwer vermittelbar h\u00e4lt. Mino Raiola, der unter anderem Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba und Henrikh Mkhitaryan ber\u00e4t, ist der Meinung, dass es nicht mehr lang dauert, bis der erste Spieler gar 200 Millionen Euro an Abl\u00f6se bewegt. So stellt sich die Frage, ob sich solch eine Investition immer lohnt und wohin das Ganze eigentlich f\u00fchren soll.<\/p>\n
Die K\u00f6niglichen sind definitiv ein \u2013 wenn nicht der gr\u00f6\u00dfte \u2013 Motor wenn es um hohe Transfersummen geht. So verpflichtete Real Madrid in den letzten Jahren gleich zwei Spieler, die zu diesem Zeitpunkt die offiziell teuersten Spieler der Welt waren. \u00dcber ersteren muss man im Bezug auf erbrachte Leistung nicht lange reden. Cristiano Ronaldo kam 2009\/10, spielte seitdem 350 mal und erzielte dabei sagenhafte 366 Tore. Obendrauf kommen 114 Vorlagen. \u00dcber Trikotverk\u00e4ufe, Marketingwerte, usw. braucht man erst gar nicht zu reden. Ronaldo ist einer der<\/em> herausragenden Fu\u00dfballer unserer Zeit.<\/p>\n Vier Jahre sollte es dauern, bis ein Spieler Ronaldos Abl\u00f6sesumme \u00fcbertrumpft. Gareth Bale war, wie Ronaldo, ein Fl\u00fcgelspieler von der Insel. Das war es dann aber auch an Gemeinsamkeiten. Trotz der horrenden Summe von 101 Millionen Euro muss man betonen, dass Bale zum Zeitpunkt seines Wechsels defintiv nicht das gleiche Standing wie Ronalo zum Ende seiner United-Zeit hatte, als er bereits Weltfu\u00dfballer und Champions-League-Sieger geworden war.<\/p>\n Dennoch hat Bale ebenfalls \u00fcberragende Quoten bei Real aufzuweisen, wurde bereits zweimal Champions League-Sieger und wei\u00df sich gerade in wichtigen Spielen zu zeigen. Beispielhaft f\u00fcr diese F\u00e4higkeit gilt das Siegtor im denkw\u00fcrdigen Pokalfinale gegen Barca, als Bale im Sprintduell gegen Marc Bartra auf den Parkplatz vor dem Stadion ausweichen musste, dennoch schneller war, und das Spiel entschied. Damals \u00fcbrigens in Abwesenheit von CR7.<\/p>\n Und eventuell ist das der springende Punkt. Man k\u00f6nnte die Abl\u00f6sesumme f\u00fcr Bale als zu hoch einordnen, wei\u00df jedoch nicht genau, ob Bale aufgrund seiner F\u00e4higkeiten oder aufgrund von Ronaldos alles \u00fcberstrahlender Pr\u00e4senz nicht noch mehr gl\u00e4nzen k\u00f6nnte. Da zwischen Bale und Ronaldo doch vier Jahre Altersunterschied bestehen, wird sich dies eventuell noch zeigen.<\/p>\n Man kann die beiden Au\u00dfenst\u00fcrmer definitiv als gelungene Transfers einordnen. Beim dritten gro\u00dfen Transfer der letzten Jahre sind sich Alle einig, dass es eher durchschnittlich lief. Lie\u00df sich Real beim Bale-Kauf von einer \u00fcberragenden Premier-League-Saison zum Kauf verleiten, reichten James Rodriguez f\u00fcr sein Engagement in der spanischen Hauptstadt ganze f\u00fcnf Spiele.<\/p>\n Zugegebenerma\u00dfen f\u00fcnf \u00fcberragende Partien bei einer Weltmeisterschaft. Kurze Zeit sp\u00e4ter \u00fcberwies Real Madrid 75 Millionen Euro an den AS Monaco und James kam mit der Nummer 10 auf dem R\u00fccken ins Santiago Bernabeu. Nach dem ersten guten Jahr sa\u00df er unter Zidane zunehmend auf der Bank und galt im verstrichenen Transferfenster als fester Wechselkandidat.<\/p>\n Warum genau dieser Wechsel nicht stattfand, wei\u00df niemand so genau. Eventuell wollte James sich durchsetzen. Vielleicht wollte Real ihn nicht gehen lassen, da durch den Abgang von Jes\u00e9 die zweite Reihe in der Offensive schon bedenklich d\u00fcnn ist. Festzuhalten bleibt, dass James zu keiner Zeit diese hohe Abl\u00f6se (die nat\u00fcrlich nicht die Schuld der Spieler ist) rechtfertigen konnte. Umso bitterer, dass f\u00fcr den Rodriguez-Coup anscheinend der von Ancelotti geliebte Angel Di Maria verkauft werden musste.<\/p>\n Vielleicht reifte sp\u00e4testens da also der Gedanke, dass es nicht immer der ganz gro\u00dfe Superstar sein muss \u2013 zumal sich Real auch ein paar Jahre vorher mit Kaka (rund 70 Millionen Euro) verhob, der dann von einem gewissen Mesut \u00d6zil auf die Bank gedr\u00e4ngt wurde. Wie um dies zu best\u00e4tigen liegen seitdem zwei recht ruhige Sommertransferphasen hinter Real Madrid, in denen der ganz gro\u00dfe Transfer ausblieb.<\/p>\n Neben Real Madrid lernte mit den letzten Jahren auch der Rivale aus Katalonien zu investieren. Hier steht trotz des gelungenen Transfers von Luis Suarez f\u00fcr 80 Millionen Euro nat\u00fcrlich der Neymar-Deal \u00fcber allem. Zum einen ist Neymar wohl eigentlich der teuerste Transfer der Fu\u00dfballgeschichte, zum anderen auch der riskanteste Einkauf der letzten Jahre. Dazu kamen noch diverse gerichtliche Verstrickungen, die sowohl dem Spieler als auch dem FC Barcelona wahnsinnig viel Arbeit bescherten.<\/p>\n Neymar wurde aufgrund von guten Leistungen in der brasilianischen Liga von wirklich allen gr\u00f6\u00dferen Klubs Europas gejagt. Hierbei fiel vor allem die grandiose Technik auf, \u00fcber die der Brasilianer verf\u00fcgte. Er sammelte flei\u00dfig Scorerpunkte und gewann einige Troph\u00e4en mit dem FC Santos, dennoch konnte niemand sagen, ob er nicht einfach der n\u00e4chste Robinho ist, der nach drei Jahren in europ\u00e4ischen Top-Klubs aufgrund von schwindender Motivation und mangelnder Disziplin wieder in der Versenkung verschwindet.<\/p>\n Barcelona lud sich all diese Strapazen auf \u2013 die riesige Abl\u00f6sesumme aber eben auch die sehr z\u00e4hen und undurchsichtigen Verhandlungen \u2013 um einen Spieler zu verpflichten, der wahrscheinlich die Post-Messi-\u00c4ra dominieren und einen Weltfu\u00dfballer-Titel nach dem anderen einheimsen wird.<\/p>\n Generell muss man sagen, dass Neymar ein Extrem darstellt, da er unter den gr\u00f6\u00dften Transfers aller Zeiten der einzige Spieler ist, der sich vorher nicht schon in Europa bewiesen hatte. Alle anderen beteiligten Spieler haben entweder schon jahrelang auf Top-Niveau agiert (Ibrahimovic, Ronaldo, Luis Suarez) oder waren talentierte Spieler, denen in einer Saison dann der Durchbruch gelang (Kevin De Bruyne, Gareth Bale, Edinson Cavani).<\/p>\n James Rodriguez etwas spezielle WM-Geschichte wurde zuvor bereits erkl\u00e4rt, doch selbst der Kolumbianer spielte vorher lange genug in Portugal und Frankreich, so dass man ihn gut einzusch\u00e4tzen vermochte.<\/p>\n Lernen kann man aus diesen Betrachtungen zweierlei Dinge. Zum einen mag es einem manchmal so vorkommen, als w\u00fcrden die Vereine recht kopflos agieren. Jedoch sind Transfers dieser Gr\u00f6\u00dfenordnung meistens so gut es eben geht abgesichert. F\u00fcr 80 Millionen holt man in der Regel Spieler, die bereits nachgewiesen haben, dass sie sich das Pr\u00e4dikat „Weltklasse“ verdienen.<\/p>\n Zum anderen kann aller \u00dcberzeugung zum Trotz auch so ein Wechsel mal nach hinten losgehen. N\u00e4mlich dann, wenn man eher vom Wechsel selbst, als vom sportlichen Mehrwert profitieren will. Neben dem schon angesprochenen James-Transfer ist hier auch der Wechsel von Angel Di Maria zu Manchester United im selben Jahr ein Paradebeispiel. Man hatte den Eindruck, United brauchte unbedingt noch einen Superstar und holte dann eben den Argentinier, ohne sich Gedanken dar\u00fcber zu machen, was man auf dem Feld mit ihm anfangen soll. Der Wechsel geriet zur Farce, Di Maria ging schon ein Jahr sp\u00e4ter nach Paris, wo er seitdem wieder Spitzenleistungen abruft.<\/p>\n Ein ebenso eigenartiger Transfer war jener von Edinson Cavani zu eben schon angesprochenen Parisern. Im Sommer 2013\/14 schien sich die ganze Welt zu fragen, wo der St\u00fcrmer aus Uruguay denn spielen solle, schlie\u00dflich spielte Paris nur mit einer Spitze, die mit Zlatan Ibrahimovic schon besetzt war. Ung\u00fcnstigerweise fanden s\u00e4mtliche Paris-Trainer der folgenden Spielzeiten ebenfalls keine Antwort darauf.<\/p>\n Cavani spielte allzu oft auf den Au\u00dfenpositionen, wo er nie recht \u00fcberzeugen konnte. Nachdem Zlatan sich dazu entschieden hatte, seinen 2016 auslaufenden Vertrag nicht zu verl\u00e4ngern, geh\u00f6rt dem mittlerweile 29-J\u00e4hrigen wenigstens jetzt endlich die Sturmspitze in der franz\u00f6sischen Hauptstadt. Wir werden sehen, ob sich das Warten gelohnt hat.<\/p>\n Ein Blick in die Zukunft f\u00e4llt wohl f\u00fcr alle, die eben diese Entwicklungen im Fu\u00dfball bem\u00e4ngeln, nicht allzu rosig aus. Man h\u00f6rt momentan immer wieder vom \u00fcberhitzten Markt \u2013 dabei ist dieses Bild nicht zutreffend. Was \u00fcberhitzt, k\u00fchlt schlie\u00dflich mit der Zeit auch wieder ab. Eben das wird jedoch nicht passieren.<\/p>\n Entwicklungen wie die neuen Aussch\u00fcttungen von Champions-League-Pr\u00e4mien, immer gr\u00f6\u00dfer werdende Fernsehvertr\u00e4ge und vor allem auch der Vorsto\u00df Chinas auf den Fu\u00dfballmarkt werden zur Folge haben, dass Preise und Geh\u00e4lter weiter steigen. Man darf hier auch nicht vergessen, dass der offiziell teuerste Transfer momentan nur deshalb Paul Pogba ist, weil zum Beispiel Neymar und allen voran Lionel Messi diverse Wechselangebote ausschlugen.<\/p>\n Selbst wenn die verschiedenen Verb\u00e4nde den Willen h\u00e4tten, diese Entwicklungen aufzuhalten oder zu bremsen, w\u00e4re solch ein Unterfangen extrem schwer. Die so oft geforderten Salary-Cap-Regelungen sind in solch einem komplexen Gebilde wie „Fu\u00dfball-Europa“ mit zig Landesverb\u00e4nden nahezu nicht umsetzbar.<\/p>\n Hinzu kommt die Farmteam-Entwicklung, die es Teams erlaubt, verschiedene Schlupfl\u00f6cher bei den Transferbilanzen zu nutzen. Die besten Beispiele hierf\u00fcr sind die global agierenden RB-Vereine, wie auch die Tochtervereine von Manchester City in New York und Melbourne.<\/p>\n Und zu guter letzt schwebt, wie just zu sehen war, \u00fcber der UEFA immer noch das Damokles-Schwert, dass die Spitzenvereine einfach keine Lust mehr auf die ganzen Regelungen haben und sich einen neuen Verband suchen. Die Diskussionen um eine Weltliga sind nicht vollends aus der Luft gegriffen und auch sicher nicht so fantastisch, wie sie manch Fu\u00dfballromantiker gerne h\u00e4tte.<\/p>\n Wie man all diese Entwicklungen findet, ist jedem selbst \u00fcberlassen. Spannend sind sie allemal. Und dennoch wird sich eines nie \u00e4ndern: Denn selbst wenn 2030 im Finale der Nestl\u00e9 World Series Guangzhou Evergrande gegen das Microsoft-Werksteam antritt, stehen da 22 Leute auf dem Rasen, die Fu\u00dfball spielen.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":" Geld im Allgemeinen und Abl\u00f6sesummen im Speziellen sind beliebte Gespr\u00e4chsthemen. So hofft Karl-Heinz Rummenigge, dass der FC Bayern in n\u00e4herer Zukunft nicht zu einem 100-Millionen-Transfer gezwungen wird, weil er Summen dieser Gr\u00f6\u00dfenordnung f\u00fcr schwer vermittelbar h\u00e4lt. Mino Raiola, der unter anderem Zlatan Ibrahimovic, Paul Pogba und Henrikh Mkhitaryan ber\u00e4t, ist der Meinung, dass es nicht mehr lang dauert, bis der erste Spieler gar 200 Millionen Euro an Abl\u00f6se bewegt. 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Don’t Believe the Hype!<\/h3>\n
Der riskanteste Deal des modernen Fu\u00dfballs<\/h2>\n
Konstanz wird belohnt<\/h3>\n
Der Transfer als Selbstzweck<\/h2>\n
Keine Abk\u00fchlung in Sicht<\/h2>\n
Der UEFA sind die H\u00e4nde gebunden<\/h3>\n