Die Saison des FC Bayern verl\u00e4uft solide, aber nicht sonderlich spektakul\u00e4r \u2013 sp\u00e4testens mit dem Aus gegen Real Madrid ging bei den Bayern aber eine \u00c4ra zu Ende. Inside 11 blickt zur\u00fcck auf die vielleicht erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte und erkl\u00e4rt, was sich beim Rekordmeister jetzt \u00e4ndern muss.<\/p>\n
Der Rekordmeister ist raus. Aus der Champions League? Auch. Aber vor allen Dingen aus der Phalanx der Top-Klubs. Eine Reise die unter Louis van Gaal begann, von Jupp Heynckes veredelt wurde und selbst Pep Guardiola von der Mitwirkung \u00fcberzeugen konnte, endete am vergangenen Dienstagabend im Santiago Bernabeu. Wie sowieso so viel endete, an besagtem Abend.<\/p>\n
Die Serie der Bayern, gegen spanische Teams ausw\u00e4rts keine Tore zu erzielen. Genauso wie jene, jedes Jahr mindestens in das Halbfinale vorzusto\u00dfen. Auch endeten die internationalen Karrieren von Philipp Lahm und Xabi Alonso. Und mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch die M\u00f6glichkeit f\u00fcr Rib\u00e9ry und Robben, noch einen Champions League-Titel zu holen.<\/p>\n
Die rein sportlichen Aspekte dieses Abschieds sind schnell abgehakt. Real Madrid verdaddelt im Hinspiel die M\u00f6glichkeit die Bayern mit 6:1 aus der eigenen Arena zu schie\u00dfen, da diese nach dem Platzverweis f\u00fcr Martinez vollkommen auseinander fielen.<\/p>\n
Im R\u00fcckspiel schmei\u00dfen die Bayern alles rein, haben Gl\u00fcck mit ihren gerade erst genesenen Innenverteidigern und Pech mit dem Schiedsrichter. Das Ergebnis falle letzten Endes zu hoch aus, sagen viele. Das mag sein. Dennoch hat es seine Daseinsberechtigung \u2013 versinnbildlicht es doch sehr deutlich das Ende einer Mannschaft, die einst so zu begeistern wusste.<\/p>\n
Vor gar nicht allzu langer Zeit war der FC Bayern international quasi unbedeutend. Nach dem Klinsmann-Debakel begann der internationale Aufstieg des Rekordmeisters, beg\u00fcnstigt durch einen sehr sturen, aber genialen Holl\u00e4nder. Louis van Gaal gab dem FC Bayern eine spielerische Identit\u00e4t, welche da hie\u00df: Ballbesitz-Fu\u00dfball.<\/p>\n
Auf dieser Maxime gr\u00fcndeten all die Erfolge der letzten Jahre. Bereits unter ebenjenem Van Gaal gelangte der FC Bayern zum allerersten Mal in das Finale der K\u00f6nigsklasse. Im Endspiel bekamen die M\u00fcnchner wohl seit Ewigkeiten mal wieder gro\u00dfe internationale Aufmerksamkeit.<\/p>\n
Die knappe, dennoch verdiente Niederlage gegen wahnsinnig abgezockte Mail\u00e4nder symbolisiert endg\u00fcltig die M\u00fcnchner Priorit\u00e4tenverschiebung hin zu internationalem Erfolg. Ironischerweise fungierte damals das Bernabeu als Finalstadion. Ebenjenes in dem die Geschichte dieser Mannschaft sieben Jahre sp\u00e4ter enden sollte.<\/p>\n
Nach dem Rauswurf van Gaals kam den Bayern-Bossen ein Trainer wie Jupp Heynckes sehr gelegen. Deutlich gem\u00fctlicher und v\u00e4terlicher als van Gaal, dennoch stets auf das Ziel fokussiert. Unter dem ausgewiesenen Hoene\u00df-Kumpel folgen das wohl traumatischste, sowie das fantastischste Jahr der j\u00fcngeren Vereinsgeschichte.<\/p>\n
Zun\u00e4chst belegen die Bayern in jedem Wettbewerb den zweiten Platz, werden im Pokalfinale vom gro\u00dfen, gelben Rivalen in seine Einzelteile zerlegt und verspielen leichtfertig das Champions League-Finale im eigenen Stadion gegen den FC Chelsea. Gegen ein de facto \u00fcberaltertes Team. Ein Team, dass seine letzte Chance nutzen wollte, um alles in der Welt. Ein Kunstst\u00fcck, das den Bayern mit \u00e4hnlichen Voraussetzungen f\u00fcnf Jahre sp\u00e4ter verwehrt blieb.<\/p>\n
Daf\u00fcr kr\u00f6nte man sich bereits zw\u00f6lf Monate sp\u00e4ter. Passenderweise in London, passenderweise gegen den BVB. Ein Jahr wie ein Bad in Milch. Vergessen war all der Schmerz des Vorjahres, schlie\u00dflich hatte man sich in allen Wettbewerben um genau einen Platz verbessert \u2013 das erste Triple der Vereinsgeschichte.<\/p>\n
Doch die Bayern waren nicht nur erfolgreich, sie waren unter Jupp Heynckes sogar sympathisch. Tausende Fu\u00dfballbegeisterte, die Bayern \u00fcber Jahre all ihren Hass entgegen schleuderten, hatten nun Respekt vor, wenn nicht sogar Freude an diesem Team. Schaut man sich die Bayern von damals einmal an, ist das nur logisch. Jupp Heynckes war der beruhigende, weise Gegenpol zum rotierenden Gag-Feuerwerk J\u00fcrgen Klopp.<\/p>\n
Dazu hatten die Bayern es geschafft, viele verhei\u00dfungsvolle Spieler zu Weltklasse-Akteuren auszubilden. Jerome Boateng beispielsweise, der zuvor bei Manchester City in der Versenkung zu verschwinden drohte, Franck Rib\u00e9ry, dem bei Olympique Marseille das Etikett des Enfant Terrible anheftete wie wenigen Spielern in diesem Sport. Manuel Neuer machte in M\u00fcnchen den Sprung vom hochtalentierten Wunderkind zum besten Keeper der Welt.<\/p>\n
Und dann ist da nat\u00fcrlich noch der bei Real Madrid einst auf die Resterampe geratene Arjen Robben. Gerade „Rib & Rob“ wurde vom Fanlager der Bayern zigmal der Legenden-Status verliehen, ab und an hob man sie gar in die Sph\u00e4ren eines Ronaldo oder Messi. Bayern etablierte sich in dieser Zeit als Weltklasse-Team, das dennoch nie die ganz hohen Summen zahlte. Sicherlich machte dieser Umstand einen Gro\u00dfteil der Sympathie erst m\u00f6glich.<\/p>\n
Da war ein deutscher Verein, der sich nicht verschulden musste, wirtschaftlich sogar g\u00e4nzlich gesund war, und dennoch als Mitfavorit auf die K\u00f6nigsklasse galt. Sie entwickelten Weltklasse-Spieler, statt sie f\u00fcr viel Geld zu kaufen.<\/p>\n
Heynckes tat das einzig Richtige \u2013 sich am Ende der Triple-Saison als \u00dcbertrainer in den Ruhestand verabschieden. Um die Unm\u00f6glichkeit wissend, Jupp Heynckes Eins zu Eins zu ersetzen, st\u00fcrzte Bayern sich kopf\u00fcber in den Umbruch. Unter Pep Guardiola blieb drei Jahre lang kein Stein auf dem anderen. Er gab kaum Interviews, schob den besten Rechtsverteidiger der Welt in das Mittelfeld und installierte Spanisch als zweite Amtssprache an der S\u00e4bener Stra\u00dfe.<\/p>\n
Am Ende sollte sich all das lohnen: Guardiola wurde in jedem Jahr Meister, gewann zweimal den DFB-Pokal, erreichte in jedem Jahr das Champions-League-Halbfinale, in dem er im letzten Jahr nur mit sehr viel Pech ausschied. Die Bayern zeigten unter Guardiola beeindruckenden Fu\u00dfball und pulverisierten unz\u00e4hlige selbst aufgestellte Rekorde. Dennoch begann sich das Gesicht der Mannschaft bereits in dieser Phase zu ver\u00e4ndern.<\/p>\n
So ging irgendwann der ewige Kapit\u00e4n der Herzen Bastian Schweinsteiger. Der Verkauf von Toni Kroos ist wohl unbestritten die furchtbarste Transferentscheidung der letzten Jahre. Anstelle von Neymar, den Guardiola so gern gehabt h\u00e4tte, wurde Mario G\u00f6tze verpflichtet \u2013 der solide spielte, doch aufgrund der \u00fcberzogenen Erwartungshaltung und diversen Verletzungen nie gl\u00fccklich wurde. Ebenso entschied sich der FC Bayern bewusst gegen eine Verpflichtung von Kevin De Bruyne. W\u00e4hrend die internationale Konkurrenz einen Transferrekord nach dem anderen abhakte, vertraute Bayern M\u00fcnchen weiterhin auf die heilige Fl\u00fcgelzange.<\/p>\n
Und so kam es wie es kommen musste: Philipp Lahm verlebte nach dem ersten auch seinen letzten internationalen H\u00f6hepunkt im Santiago Bernabeu. Nachdem Weggang Guardiolas spielte der FC Bayern teils f\u00fcrchterlichen, wenn auch nicht minder erfolgreichen Fu\u00dfball in der Liga. Stets vom Ausspruch „Wir sind da wenn es drauf ankommt“ geleitet, stolperte sich der FC Bayern so von Sieg zu Sieg.<\/p>\n
Doch bereits in der Hinrunde wurden direkte Duelle gegen den BVB und Atl\u00e9tico Madrid verloren, in der Champions-League-Gruppe wurde man zum ersten Mal seit Ewigkeiten nur Zweiter. All das konnte man getrost beiseite schieben, als das Viertelfinale gegen Real Madrid anstand. Doch Ern\u00fcchterung sollte eintreten. Die Bayern waren insgesamt in diesen 210 Minuten sicher vieles, nur nicht „da“. Real zog verdient in das Halbfinale ein.<\/p>\n
Carlo Ancelotti etablierte im Laufe der Saison blindes Vertrauen auf die individuelle Klasse als \u00fcbergeordnetes Konzept. Die kam allzu oft aus Polen und trug das Trikot mit der Nummer 9. Und so kamen die Bayern immer dann ins Stottern, wenn jemand einen raffinierten Plan gegen jene individuelle Klasse hatte (Hoffenheim) oder schlichtweg mehr davon besa\u00df (Real Madrid).<\/p>\n
Zu Robert Lewandowski gesellten sich seit dem Triplegewinn lediglich Arturo Vidal und Mats Hummels, die zweifelsfrei Weltklasse-Spieler sind. W\u00e4hrenddessen alterten die Leistungstr\u00e4ger weiter. Aufgrund dieser mangelnden Unterst\u00fctzung durch Spieler desselben Formats endet hier also die Geschichte dieser gro\u00dfartigen Mannschaft um Arjen Robben, Philipp Lahm oder auch Franck Rib\u00e9ry.<\/p>\n
Was folgen muss? Das handels\u00fcbliche Gesch\u00e4ftsgebahren der Weltspitze muss auch beim FC Bayern Einzug halten. Die Verpflichtung von Renato Sanches und die Ger\u00fcchte um James Rodriguez zeigen, dass hier evtl ein Umdenken stattgefunden hat.<\/p>\n
Sollte der FC Bayern allerdings \u2013 wie von Uli Hoene\u00df angedeutet \u2013 vermehrt deutsche Talente einbauen wollen, wird man sich mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit gleich auf l\u00e4ngere Sicht aus der Spitze Europas verabschieden. Dass man momentan keine Rolle mehr spielt bei der Vergabe der Champions League, ist nicht mehr zu \u00e4ndern. Wie lange das so bleibt, entscheidet der FC Bayern jedoch ganz allein.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"
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