Das war das schönste Tor des Jahres 2015

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Camp Nou. 30. Mai 2015. Das Copa-del-Rey-Finale zwischen Athletic Bilbao und dem FC Barcelona. Wir schreiben die 20. Minute: Messi nimmt kurz hinter der Mittelline den Ball an, dreht sich Richtung Tor, tritt auf den Ball. Im Nachhinein wirkt die Szene wie die Ruhe vor dem Sturm. Und mit dieser Ruhe beginnt mein Moment des Jahres. Hier kommt das schönste Tor im Jahr 2015.

Es folgt ein kurzer Schlenker nach links, dann zieht Messi wieder zurück nach rechts. Er hastet an einem Gegenspieler vorbei, während sich von vorn zwei weitere nähern. Barcelonas 10 hält kurz inne, er ist umzingelt. Durch die 3-gegen-1-Situation an der Außenlinie stehen einige von Messis Kollegen ohne Gegenspieler da.

Messi könnte den Ball also versuchen weiterzuspielen, zur Not geht immer noch der Pass nach hinten, Javier Mascherano steht ebenfalls frei. Messis Instinkt hat mit diesem Szenario jedoch anderes vor. Mit 2 schnellen Ballberührungen lässt er drei (!) Gegenspieler verdutzt an der Außenline stehen und fliegt Richtung Strafraum.

Mit einem kurzen Haken nach links wird hier auch der vierte Gegenspieler sich selbst überlassen. Auch der Torwart hat in diesem beeindruckenden Schauspiel keine tragende Rolle mehr. Messis ansatzloser, angeschnittener Schuss in die kurze Ecke lässt ihm keine Chance. Von 0:0 auf 1:0 in 10 Sekunden. Es folgen Glückwünsche der Teamkameraden, Huldigungen des Publikums.

Nie sah „mit dem Kopf durch die Wand“ so elegant aus. Der Treffer gegen Bilbao war so ein „once in a lifetime goal“, von denen Messi nun bereits drei geschossen hat (gegen Getafe und Real Madrid). Der FC Barcelona gewinnt das Spiel und wird Pokalsieger, holt später gar noch das Triple.

Das Imperium schlägt zurück

Rückwirkend steht dieser Moment für den großen Triumphzug des FC Barcelona. In der Post-Pep-Ära wirkten die Katalanen oft defensiv sehr anfällig, und vor allem zu abhängig von Messi.

Es wurden die richtigen Schlüsse gezogen: Neymar entwickelt sich hervorragend und hat auch in diesem Jahr wieder einen Riesensprung nach vorn gemacht. Er hat es geschafft andere Weltklasse-Fußballer seinen Alters wie Mario Götze, Eden Hazard oder James Rodriguez hinter sich zu lassen. Und auch Luis Suarez fand sich trotz widriger Umstände überraschend schnell in seinem neuen Team zurecht und wusste vollends zu überzeugen.

Dennoch, die Galionsfigur der Katalanen bleibt La Pulga. Die wiedererstarkte Nummer 10 entschied das Halbfinale der Champions League gegen Bayern München im Alleingang. Messi gewann das Pokalfinale für Barca und schaffte es immer und immer wieder, in dieser herausragenden Mannschaft herauszustechen.

Nach vier Ballon-d’Or-Titeln in Folge musste Messi in den letzten beiden Jahren Ronaldo den Vortritt lassen – das dürfte sich aber nach diesem Jahr jedoch auch erledigt haben. Messi wird im Januar voraussichtlich zum 5. Mal Weltfussballer. Und das zurecht. Er hat seit 2007 nie gefehlt, ist dann also bereits zum zehnten Mal unter den Top 3.

Man kann sich all diese Zahlen durchlesen um zu dem Schluss zu kommen dass Messi der beste Fußballer unserer Zeit ist. Man muss aber nicht. Tore wie das gegen Bilbao dürften da schon reichen.

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