Es ist bereits fünf Spielzeiten her, dass in der VW-Arena die Champions-League-Hymne ertönte. Seit diesen Tagen gibt es ein stetes Auf und Ab für die Wölfe. In dieser Saison spielt der VfL Wolfsburg mal wieder fantastisch. Ob sie nun Bayernjäger sind oder nicht, auf jeden Fall ist der VfL Wolfsburg momentan alleiniger Tabellenzweiter der Bundesliga. Über die Ursachen des Wolfsburger Erfolgs.
Zwei Säulen für den Erfolg
Wenn beim VfL eines Tradition hat, ist es die stete Achterbahnfahrt, den Tabellenplatz betreffend. In den Jahren seit der Meisterschaft wurde man zweimal Achter, einmal Elfter und einmal Fünfzehnter. Nach dem elften Platz der letzten Saison zeigt der Pfeil nun wieder nach oben, es spricht jedoch einiges dafür, dass sich Wolfsburg eventuell für länger dort oben festspielen kann. Genauer gesagt sind es zwei Faktoren, die für optimistische Blicke in die Zukunft sorgen: Zum einen die Transferpolitik, die gerade in jüngster Vergangenheit nahezu fehlerfrei verläuft, und zum anderen die überragende Jugendarbeit, die der VfL Wolfsburg abliefert.
Allofs selbst als wichtigster Transfer
Wirft man einen Blick auf die Transferpolitik, kommt man natürlich an einem Mann nicht vorbei: Klaus Allofs. Der ehemalige Werder-Manager hält nun seit der Winterpause 2012/13 das Heft des Handelns in der Hand und hat seitdem eine Menge richtig gemacht. Beispielsweise die Verpflichtung von Ivan Perisic direkt nach Amtsantritt. Der Kroate war zu dem Zeitpunkt beim BVB lediglich Back-Up, spielt mittlerweile jedoch eine große Rolle beim VfL.
In der darauffolgenden Sommerpause gelang es Allofs erstaunlich gut, den von seinem Vorgänger Felix Magath aufgeblasenen Kader zu entrümpeln. Ganze 20 Abgänge belegen das. Auch konnte der Wolfsburg mit Allofs in dieser Periode beeindruckende Transfers realisieren. Die Unterstützung durch die VW-Millionen sollte hierbei nicht unerwähnt bleiben. So hat der Zukauf von Luiz Gustavo viele überrascht, da der Brasilianer auch bei vermeintlich prestigeträchtigeren Teams hoch gehandelt wurde.
Transfers für die Startelf
Der kluge Schachzug, sich die Transferrechte an Junior Malanda zu sichern, um diesen dann noch für ein Jahr in der Heimat spielen zu lassen, gelang. Und ein weiterer Belgier sollte dann im Winter der Königstransfer von Allofs werden: Für schlappe 22 Millionen Euro gelang es den Wölfen, Kevin De Bruyne vom FC Chelsea loszueisen. De Bruyne war zu diesem Zeitpunkt Meilen entfernt von der Startelf der Blues, weiß nun beim VfL jedoch auf voller Linie zu überzeugen. In der ersten vollen Saison des VfL unter dem Gespann Allofs/Hecking stand ein achter Platz, womit die Europa League erreicht wurde.
Im Anschluss daran gab es auch in dieser Saison durchdachte Zukäufe. Die beiden größten Namen kamen ablösefrei, der Sportdirektor lotste Aaron Hunt, den er schon aus seiner Zeit von Werder Bremen kannte, nach Wolfsburg – sowie Skandalnudel Nicklas Bendtner. Besonders der zweite Transfer war für viele Fans nicht nachvollziehbar, allerdings ist das Potential Bendtners eindeutig erkennbar. Und selbst wenn sich der Tranfer als Flop herausstellen sollte, war das Risiko durch die nicht vorhandene Ablösesumme überschaubar. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wirkt es jedoch so, als würde der Däne mittlerweile immer besser in die Spur finden. Im letzten Europa-League-Spiel gegen Krasnodar traf er doppelt, auch im folgenden Länderspiel gegen Serbien schoss er zwei Tore.
Schaut man sich stellvertretend für diese Saison die Startelf des VfL Wolfsburg gegen den HSV an, fällt auf dass in der Startelf fünf Aktuere standen, die Allofs verpflichtet hat (Guilavogui, Perisic, Hunt, De Bruyne und Gustavo) und während des Spiels noch zwei weitere eingewechselt wurden (Bendtner und Malanda). Hier zeigt sich also, wie wertvoll Allofs Arbeit in seinen nun fast zwei Jahren für die Wölfe war.
Überragende Jugendarbeit
Beim Blick auf die Mannschaft für das Hamburg-Spiel und generell auf den Kader für diese Saison, fällt noch etwas auf – nämlich dass der VfL eine überragende Jugendarbeit leistet. Die Galionsfiguren der Wolfsburger Jugend sind hierbei sicherlich Robin Knoche und Maximilian Arnold, welche beide schon über 50 Pflichtspiele bestritten haben. Maximilian Arnold hat mit seinen 20 Jahren einen Marktwert von 10 Millionen Euro, Robin Knoche (22) liegt bei 9 Millionen.
Doch sie sind nicht die einzigen Beispiele für die tolle Jugendarbeit. Federico Palacios-Martinez spielt mittlerweile bei RB Leipzig und wurde ebenfalls beim VfL ausgebildet. Der Deutsch-Spanier war in 45 Spielen für die Wolfsburger U-19 an unglaublichen 69 Toren beteiligt. Den Leipzigern war er im Winter der Saison 2013/14 ganze 600.000 Euro wert – ohne ein Pflichtspiel bei denn Profis gemacht zu haben.
Ein noch bekannteres Beispiel ist wohl Julian Brandt. Er spielte mit Palacios zusammen ebenfalls in der U19 der Wolfsburger und wechselte Anfang dieses Jahres den Verein. Ihn verschlug es für eine Ablösesumme von 350.000 Euro zu Bayer 04 Leverkusen. In der letzten Saison kam er auf 14 Einsätze für die Werkself (zwei Tore, drei Vorlagen) und auch in der neuen Spielzeit bestritt er bereits zehn Spiele unter dem neuen Coach Roger Schmidt (ein Treffer, drei Vorlagen). Darüber hinaus wurde Brandt in diesem Sommer mit dem DFB U19-Europameister. Und die Talentflut des VfL kennt kein Ende: Im Sommer wurden Moritz Sprenger und Paul Seguin (beide 19) mit Verträgen für die Profimannschaft ausgestattet – mit Sicherheit wieder zwei Namen, die man sich merken sollte.
Der VfL Wolfsburg hat endlich eine Formel gefunden, das riesige Potential, welches im Verein schlummert, abzurufen. Die Wölfe haben in den nächsten Jahren mit Sicherheit wieder ein Wörtchen mitzureden, wenn es um die Vergabe der Champions-League-Plätze geht.