Gustavo-Sperre: Feiges Urteil des DFB

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Das DFB-Sportgericht hat den Wolfsburger Luiz Gustavo nach seinem Ausraster gegen Schiedsrichter Felix Zwayer für ein Spiel gesperrt. Es hatte nicht den Mut, im Namen der Autorität und Unantastbarkeit des Schiedsrichters ein Zeichen zu setzen, das seine Wirkung wohl bis in die untersten Stufen des Fußballs entfaltet hätte.

Gustavo verliert die Nerven

Es läuft die 78. Spielminute in Wolfsburg und des VfL liegt gegen den FC Bayern mit 0:4 zurück. Als die Münchner einen ihrer zahlreichen Konter fahren, stoppt der Gelb-vorbelastete Luiz Gustavo den Münchner Renato Sanches mit einem taktischen Foul und donnert den Ball zu allem Übel noch an die Werbebande, als er den fälligen Pfiff hört.

Jedem Fußball-Fan ist klar: Für den Brasilianer ist die Partie beendet. So bleibt auch Schiedsrichter Felix Zwayer keine andere Wahl als den Brasilianer mit der Ampelkarte des Feldes zu verweisen. So weit, so gut. Alltag in der Bundesliga.

Doch dann brennen dem Wolfsburger Kapitän die Sicherungen durch. Er beginnt, Zwayer mit höhnischem Applaus einzudecken. Pech nur, dass dieser ihm den Rücken zugekehrt hat. Nun muss Luiz Gustavo um den Schiedsrichter herum um ihn aus nächster Nähe mit Klatschgesten einzudecken und ihm wohl noch ein paar freundliche Abschiedsworte mit auf den Heimweg zu geben. Bevor er seinem Ärger richtig Luft machen kann, zerren ihn geistesgegenwärtige Teamkollegen vom verdutzten Schiedsrichter weg.

Tiefpunkt einer sehr fairen Partie

Der Ausraster kam überraschend, denn die Partie war trotz des für das Heimteam schlimmen Spielstandes eine äußerst faire. Einzig Luiz Gustavo fiel negativ auf. Zunächst wurde er verwarnt, weil er Zwayer meckernd über das halbe Feld begleitet hatte und verlor dann in der zweiten Hälfte völlig die Nerven. Dies blieben die einzigen zwei Verwarnungen in einer wie gesagt ruhigen, vom Schiedsrichter problemlos geleiteten Partie.

Unbestritten ist, dass die Wolfsburger zur Zeit unter großem Druck Fußball spielen und es für Luiz Gustavo als Mannschaftskapitän und ehemaligem Bayernspieler nicht schön sein kann, vor den eigenen Fans hergespielt zu werden. Dennoch fällt auf, dass alle anderen Wölfe ihr mit Sicherheit ebenfalls angekratztes Nervenkostüm im Griff hatten und kein Ventil in Form des Schiedsrichter brauchten.

Eine Botschaft der anderen Art

Nun hätte das DFB-Sportgericht die Gelegenheit gehabt, eine klare Botschaft in die Tiefen des Volkssports Fussball zu senden. Diese hätte gelautet: Schiedsrichter sind kein Freiwild, wer ihnen auf bedrohliche und höhnische Art zu nahe kommt, hat auf dem Platz nichts verloren. Millionär hin, Abstiegskampf her.

Tausende ehrenamtliche Schiedsrichter, die sich Woche für Woche zur Zielscheibe machen, hätten eine solche Botschaft gebrauchen können. Denn die Amateure kopieren die Profis. Sie meckern lautstark, sie gestikulieren abfällig und verwerfen die Hände bei jedem Einwurfentscheid.

Und nun brennen vielleicht dem einen oder anderen mehr die Sicherungen durch und er geht auf den Schiedsrichter los. Dumm nur, dass im Breitensport nicht dutzende Kameras das Geschehen aufzeichnen und durch ihre bloße Anwesenheit den Spieler vor sich selbst und den Schiedsrichter vor ihm schützen können.

Das DFB-Sportgericht zog es vor, den Wolfsburgern für die letzten zwei Spiele ihren Mittelfeld-Chef zu lassen und die Sperre trotz eines krassen – in dieser Form selten gesehenen – Ausrasters bei einem Minimum zu belassen. Das ist auch eine Botschaft.

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