In jedem Land gibt es Derbys. Für die Fans der Vereine geht es hier um mehr als in einem normalen Ligaspiel, denn es geht um die Dominanz in der jeweiligen Stadt oder Region. Auch die beiden Istanbuler Vereine Galatasaray und Fenerbahce spielen jährlich ein außergewöhnliches Spiel – das interkontinentale Derby zwischen Europa und Asien. Das gestrige Aufeinandertreffen konnte Galatasaray mit 2:1 für sich entscheiden. Inside 11 stellt das interkontinentale Derby vor.
Wie der Name selbst schon sagt findet bei diesem Derby ein Spiel zwischen zwei Kontinenten statt. Während die Trainingszentren sowie das Stadion von Galatasaray auf der europäischen Seite von Istanbul liegen, befinden sich diese bei Fenerbahce in Asien.
Steigende Rivalität
Außer der Lokalrivalität gibt es keine Streitpunkte zwischen den beiden Clubs. So dachte man vor dem zweiten Weltkrieg sogar kurz über eine Fusion der beiden Vereine nach, bevor es während des interkontinentalen Derbys zu einer großen Schlägerei zwischen den Spielern kam.
Mit der aufsteigenden Popularität des Fußballs in der Türkei wuchs auch die Rivalität zwischen den beiden Istanbuler Vereinen. Da die beiden Mannschaften von Jahr zu Jahr um die Meisterschaft kämpften und abwechselnd gewannen, kam es hier nie zu einer eindeutigen Dominanz. So behaupteten beide Fanblöcke, Anhänger des größten türkischen Vereins zu sein.
Im Laufe der Jahre konnte sich Fenerbahce in den Derbys häufiger durchsetzen, während Galatasaray in europäischen Wettbewerben dominierte und somit auch außerhalb der Türkei hohes Ansehen genießen durfte.
Gewalt nimmt immer weiter zu
Mit der steigenden Anzahl an Fans beim Derby kam es auch immer öfter zu Tätigkeiten zwischen Fans oder sogar Spielern oder Trainern. Rund 4.000 Polizisten befinden sich in der Derby-Zeit innerhalb und außerhalb des Stadions. Trotzdem können ausgeprägte Gewaltakte leider nicht immer verhindert werden, so wurde in der vorletzten Saison ein 19-jähriger Fenerbahce-Fan nach dem Spiel von einem Galatasaray-Anhänger niedergestochen. Das Opfer starb im Krankenhaus.
Auch im Stadion und während des Spiels werden Fans oft gewalttätig und zerstören Stühle oder zünden bengalische Feuer an. Fast immer kommt es danach zu Geldstrafen oder Sperren für die jeweiligen Vereine und Fanblöcke. Auch Spielunterbrechungen kamen in den letzten Jahren vermehrt vor. Um Übergriffe zu vermeiden, werden die Tribünen mit Netzen überdeckt, da es zuvor oft zu Verletzungen bei Trainern oder Schiedsrichtern kam, Spieler wurden bei Eckbällen oder Einwürfen von Gegenständen getroffen und verletzten sich.
Arbeiter- gegen Nobelklub
Wie im Madrider-Duell zwischen Real und Atletico spielt auch hier ein Nobel- gegen einen Arbeiterverein. Fenerbahce galt schon länger als Arbeiterverein, während Galatasaray stets ein Nobelklub war. Denn der Verein wurde von einem Absolventen des Galatasaray-Gymnasiums gegründet. Dieses Gymnasium im noblen „Galata-Viertel“ ist französischsprachig und viele Absolventen wurden nach dem Studium Politiker oder Unternehmer.
Zwei Jahre nach Galatasaray wurde Fenerbahce auf der asiatischen Seite Istanbuls gegründet. Erst im Jahr darauf durfte sich der Verein dank einer Gesetzesänderung registrieren lassen. Der damalige Sultan verbot die Gründung von Fußballvereinen, weshalb Fenerbahce heimlich gegründet und trainiert wurde. Im Jahr 1909 kam es dann zum ersten Derby zwischen den beiden Rivalen, welches Galatasaray damals für sich entscheiden konnte.
Im Vergleich der beiden Vereine liegt Fenerbahce vorn. Von den bisherigen 377 Aufeinandertreffen konnte Fenerbahce 143 Spiele gewinnen, 113 Spiele endeten Unentschieden, 121 verlor man. Vor allem in den 2000er-Jahren dominierte Fenerbahce die Derbys. Der asiatische Istanbuler Verein wurde nun immer mehr von Galatasaray abgelöst, der sich durch das Preisgeld aus der Champions League immer weiter verstärken konnte. Laut Statistik ist aber Fenerbahçe nach wie vor der wirtschaftlich sowie sportlich erfolgreichere Verein.