In der Talentschmiede von Borussia Mönchengladbach wurden bereits Spieler wie Marcell Jansen, Patrick Herrmann oder Marc-André ter Stegen ausgebildet. Jetzt steht ein weiterer Youngster in den Startlöchern: Niklas Bolten, 20 Jahre jung, ist eines der größten Jugendtalente im Verein. Der junge Torwart hat gute Voraussetzungen, um den Durchbruch zu schaffen und künftig für die Profis zwischen den Pfosten zu stehen. Inside 11 hat ihn zu einem exklusiven Interview getroffen.
Niklas Bolten spielte in der vergangenen Spielzeit seine erste Saison in der U23, im Jahr 2012 war er sogar mit den Profis auf Europa-League-Tour. Bolten ist am 29.03.1994 geboren und misst 1,91 Meter.
Inside 11: Hallo Niklas! Du hast in der vergangenen Spielzeit zwei Partien mit der U23 absolviert. Wie lautet dein persönliches Saisonfazit?
Bolten: Ich denke, dass die abgelaufene Saison letztendlich positiv war. Jeder Spieler möchte so viel wie möglich spielen, so möchte ich natürlich auch am liebsten bei jedem Spiel auf dem Platz stehen. Doch einerseits ist es nicht einfach aufgestellt zu werden, wenn der dritte Torwart von den Profis regelmäßig zum Einsatz kommt, andererseits glaube ich aber auch dass ich im Endeffekt meine Zeit brauchte, um den Sprung von der Jugend in den Seniorenbereich anzunehmen und umzusetzten. Man darf den Junioren/Senioren-Unterschied nicht unterschätzen, es ist ein ganz anderer Fußball der gespielt wird und auch an die körperlichen Anforderungen musste ich mich erstmal gewöhnen. Nichtsdestotrotz denke ich, dass ich in meinen Spielen mutig gespielt habe und auch andeuten konnte was ich spielen kann.
Inside 11: Bist Du zufrieden mit deiner persönlichen Entwicklung und dem erreichten Saisonziel deiner Mannschaft in dieser Saison?
Bolten: Mit der Mannschaft finde ich haben wir es vor allem in der Rückrunde richtig gut gemacht. Wir sind als Mannschaft stabiler geworden und haben vor allem in der letzten Spielzeit der Saison gezeigt, dass wir einen guten Teamgeist haben und haben in den letzten drei Spielen immer in den Schlussminuten gepunktet. Wenn man am Ende der Saison mit Schalkes U23 eine der zwei besten zweiten Mannschaften der Liga ist, kann man denke ich sagen, dass wir unser Saisonziel auf jeden Fall erreicht haben.
Inside 11: Du spielst bereits seit der U9 für Borussia. Was war dein bisheriger Höhepunkt im Verein?
Bolten: Mein bisheriger Höhepunkt im Verein war natürlich die Zeit, in der ich zwei Mal mit zum Auswärtsspiel in der Europa League reisen durfte. Es war für mich zu dem Zeitpunkt schon überraschend, doch es hat einfach Riesenspaß gemacht und bin dankbar, dass ich dabei sein durfte.
Ich weiß, dass es bis zur Bundesliga ein harter Weg ist. – Niklas Bolten
Inside 11: In deiner noch jungen Fußball-Laufbahn musstest du schon einige Rückschläge einstecken. Vor allem mehrere Verletzungen warfen dich immer wieder zurück. Wie hast du diese immer wieder so gut weggesteckt?
Bolten: Es hört sich vielleicht blöd an, aber auch in solchen Situationen bekommt man eine Routine, und von Mal zu Mal macht man sich einen Plan, wieder zurück zu kommen. Natürlich ist es nicht einfach wieder fit zu werden und dann das nachzuholen was man verpasst hat, doch irgendwie gab es bei mir nie den Gedanken mich von sowas aufhalten zu lassen. Wenn man einen dreifachen Ellenbogenbruch wegstecken kann, dann sagt man nicht bei der nächsten Verletzung: Das schaffe ich nicht – das macht für mich keinen Sinn, und dafür ist das Gefühl, danach wieder auf den Platz zurückzukehren und Bälle zu fangen, viel zu schön. Zudem hatte ich natürlich auch Glück, dass ich gute Ärzte hatte, und alle Operationen gut verlaufen sind.
Inside 11: Du durftest aufgrund hervorragender Leistungen bei der Borussia bereits in die U19-Nationalmannschaft hineinschnuppern. Welche Erfahrungen nimmst du aus dieser Zeit mit?
Bolten: Natürlich nimmt man nur positive Erlebnisse aus solchen Nominierungen mit. Einerseits gibt es einem ein gutes Gefühl, andererseits sind es viele neue Erfahrungen: das Training, die verschiedenen Spieler kennenzulernen oder eben bei einem Länderspiel dabei zu sein. Auch wenn ich nicht für Deutschland auflaufen durfte, war es eine super Erfahrung und natürlich motiviert es zusätzlich, einfach weiter zu machen.
Inside 11: In der heutigen Zeit spricht man oftmals von modernen Torhütern, welche aktiv am Spiel teilnehmen und eine gute Technik am Fuß haben. Bist du so einer? Wo siehst du deine Stärken?
Bolten: Ich hoffe doch (lacht). Nein, ich denke schon, dass wir bei der Borussia fußballerisch gut ausgebildet werden. Von uns Torhütern wird am Fuß immer mehr verlangt, und so verändert sich natürlich auch das Torwartspiel. So versuche auch ich natürlich am Spielaufbau Teil zu haben und meinen Abwehrspielern zu helfen. Ich denke, dass ich das Spiel gerne schnell mache – also nach Flanken schnell einen Mitspieler in der Tiefe suche. Ich denke auch, dass ich eine gute Reaktion habe.
Inside 11: Was willst du an dir unbedingt noch verbessern?
Bolten: Unbedingt verbessern möchte ich noch meinen schwächeren linken Fuß und meine Athletik. Athletisch will ich stabiler werden, um Verletzungen vorzubeugen. Außerdem bin ich in kurzer Zeit viel gewachsen und glaube, dass ich im Bereich Schnellkraft noch besser werden kann. Das wissen aber auch meine Torwarttrainer Uwe Kamps und Christopher Semmler. Die gehen dann gerne mit uns Torhütern mal an die Treppen oder die Leichtathletikhürden. Den linken Fuß möchte ich gerne verbessern, um meine Spieleröffnung variabler zu gestalten. Das beste Beispiel hierfür ist Marc (Anm. d. Red.: ter Stegen) – wie er es in seinen Spielen oder auch im Training macht, ist unglaublich gut.
Inside 11: Du erinnerst alle an Marc-André ter Stegen, der den großen Sprung geschafft hat. Nimmst du ihn dir in gewisser Weise zum Vorbild ?
Bolten: In gewisser Weise ist er natürlich ein Vorbild. Sein Werdegang auch mit dem Wechsel jetzt nach Barcelona ist absolut beispielhaft. Dazu kommt, dass er immer ein klasse Typ war und vor allem auch geblieben ist. Ich kenne ihn mittlerweile auch seit circa elf Jahren und habe mir in den Trainingseinheiten bei den Profis oder auch in seinen Spielen immer wieder versucht, Sachen abzugucken. Wirkliche Tipps zum Torwartspiel glaube ich muss jeder für sich selber entwickeln und so möchte auch ich meinen eigenen Stil finden. Trotzdem ehrt es mich natürlich,wenn ich mit ihm in Verbindung gebracht werde.
Inside 11: Gibt es andere sportliche Vorbilder?
Bolten: Mein Idol ist eigentlich seit der WM 2006 in Deutschland Gianluigi Buffon von Juventus Turin. Auch dass er seinem Verein treu geblieben ist und sogar als Welttorhüter mit Juventus in die zweite Liga abgestiegen ist, imponiert mir.
Inside 11: Mit der ersten Mannschaft durftest du 2012 durch Europa reisen. Du warst gegen Istanbul und Marseille im Kader in der Europa League. Nun spielt Borussia wieder international. Besteht Hoffnung, erneut in den Profikader zu rücken?
Bolten: Es wäre schlecht, wenn ich nicht in irgendeiner Weise darauf spekulieren würde. Doch davon ausgehen tue ich zunächst natürlich nicht. Ich freue mich vielmehr auf meine bevorstehenden Aufgaben in der U23. Was letztendlich passieren kann oder könnte, darüber mache ich mir zum jetzigen Zeitpunkt keine Gedanken.
Inside 11: Von vielen wirst du als großes Torwart-Talent betitelt. Viele Fans sehen dich zukünftig zwischen den Pfosten in der Bundesliga. Was sind deine persönlichen Ziele für deine weitere fußballerische Laufbahn?
Bolten: Ich habe noch viele Ziele, die ich erreichen möchte. Das erste Ziel ist, mich gegen meinen Konkurrenten in der U23 durchzusetzen und nächste Saison als Stammtorwart meine Einsätze zu bekommen. Dann wie gesagt in meiner Athletik sowie in meinem Torwart-Spiel besser und reifer zu werden, mich weiterzuentwickeln. Und ich würde natürlich lügen, wenn es nicht mein Traum wäre, mal als Torwart in der Bundesliga aufzulaufen. Ich weiß aber auch, dass es bis dahin noch ein harter Weg ist.
Inside 11: Wie läuft eigentlich dein Leben außerhalb des Fußballs?
Bolten: Ich wohne mittlerweile in meiner eigenen Wohnung, spiele gerne Schlagzeug und unternehme sehr gerne was mit Freunden oder der Familie.
Inside 11: Machst du in deiner Freizeit auch etwas mit Teamkollegen?
Bolten: In der Mannschaft haben wir uns eigentlich immer alle sehr gut verstanden und ich hab auch ab und zu was mal mit Mannschaftskollegen unternommen. Manche kenne ich jetzt auch schon seit elf Jahren. Den Urlaub werde ich zum Beispiel auch mit zwei Mannschaftskollegen in Brasilien verbringen.
Inside 11: Du hast im letzten Jahr dein Abitur gemacht. Hättest du zukünftig Lust zu studieren oder einen anderen Weg einzuschlagen? Inwiefern war bei dir die Schule vereinbar mit dem Fußball bei einem Profiklub?
Bolten: Ich habe bereits im letzten Jahr nach meinem Abitur ein berufsbegleitendes Studium im Bereich BWL begonnen. Zu Abitur-Zeiten war es schon nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. Aber der Aufwand, den man für ein Studium betreiben muss, ist nochmal viel höher. Mein Ziel ist es jetzt aber nicht, das Studium schnellstmöglich und mit 1,0 zu bestehen, es soll vielmehr eine Absicherung sein. Die Konzentration liegt natürlich nach wie vor auf der Fußballkarriere.
Inside 11: Abschließend noch eine wichtige Frage. Die ganze Welt steckt wieder im WM-Fieber. Wer wird Weltmeister 2014? Und wie verfolgst du die Spiele der deutschen Mannschaft?
Bolten: Ich glaube, dass die Länder Spanien, Brasilien und Deutschland die größten Chancen haben, Weltmeister zu werden. Allerdings glaube ich auch, dass Mannschaften wie die Schweiz, Belgien und Chile für Überraschungen sorgen können. Ich hoffe, dass es eine ereignisreiche WM wird, bei der Deutschland am Ende jubeln darf. Beim ersten Spiel bin ich wie gesagt noch in Brasilien, da bin ich sehr gespannt wie die Stimmung sein wird. Die restlichen Spiele der deutschen Mannschaft werde ich mit Sicherheit mit Freunden zusammen gucken – genaue Pläne habe ich allerdings noch nicht.
Inside 11: Niklas, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!
Das Interview führte Till Neuhaus exklusiv für Inside 11.