Im Kolumbien war die Vorfreude auf die WM groß. Doch ungefähr ein halbes Jahr vor dem Turnier wurde sie durch die Meldung erschüttert, dass Superstar Falcao sich das Kreuzband gerissen hatte und für das Großereignis in Brasilien wohl ausfällt. Als am 2. Juni die endgültigen Kader der 32 WM-Teilnehmer festgelegt wurden, fehlte der 28-jährige Stürmer tatsächlich. Dass jetzt, zwei Wochen nach Start der WM, kein Hahn mehr nach Falcao kräht, liegt vor allem an einem Mann: James Rodriguez.
Über Porto nach Monaco
James Rodriguez wurde in Cúcuta geboren und lernte beim Envigado FC das Fussball spielen. Zur Saison 2007/2008 wechselte er für 250.000 Euro zum argentinischen Klub Atlético Banfield. Dort spielte er dann zweieinhalb Jahre so gut (50 Spiele, zehn Tore, acht Vorlagen), dass ihn irgendwann das exzellente Scouting-System des FC Porto erfasste. Der FC Porto ist seit jeher eine brilliante Adresse für Talente aus Südamerika und so versuchte auch James, in diesem Klub den nächsten Schritt zu machen.
Dies gelang ihm mit Bravour. Er explodierte förmlich in Porto, was sich auch in seinen Statistiken wiederspiegelt. In 104 Ligaspielen gelangen ihm 31 Treffer, zudem bereitete er 38 Tore vor. Unter anderem diese beeindruckende Statistik veranlasste den AS Monaco zur Saison 2013/2014 stolze 45 Millionen Euro nach Porto zu überweisen, um sich die Dienste des kolumbianischen Flügelflitzers zu sichern. Nur ein einziger Landsmann hat eine noch höhere Ablösesumme generiert: Radamel Falcao.
In der Nationalmannschaft Dreh- und Angelpunkt
Der 22-jährige Rechtsaußen spielte früher schon mit Falcao beim FC Porto und zurzeit treten sie wieder gemeinsam beim AS Monaco gegen den Ball. Darüber hinaus spielen sie seit Jahren in der Nationalmannschaft zusammen, doch über die letzten Jahre war Falcao das Aushängeschild des fußballverrückten Landes im Nordwesten Südamerikas. Diese WM könnte dafür sorgen, dass Kolumbiens Nummer 10 endgültig aus dem Schatten des Weltklasse-Stürmers tritt. Denn während der Ausfall Falcaos durch andere Top-Stürmer wie Jackson Martinez oder Adrian Ramos kompensiert werden kann, ist James Rodríguez Dreh- und Angelpunkt dieser kolumbianischen Mannschaft.
Rodriguez braucht nicht die große Bühne
Ein Spieler wie er es ist, verstärkt beinahe jedes Team. Auf Grund seines sehr stringenten und schnörkellosen Spiels, würde er zu einer Mannschaft, die auf Konter spielt aber besonders gut passen. James Rodriguez findet auf dem Spielfeld wahnsinnig schnell Lösungen, gerade den letzten Pass beherrscht er sehr gut. Allerdings ist es egal, ob er den Ball nur einmal prellen lassen muss oder die Situation einen Diagonalball über 30 Meter erfordert.
Der junge Kolumbianer ist ziemlich pressingresistent und die nötige Technik im Fuß hat er sowieso. Hierbei kommt man zu einem ganz wichtigen Punkt in Rodriguez‘ Spiel. Er kann mit einem Dribbling auch schon mal an 2, 3 Spielern vorbeigehen, tut dies jedoch nur, wenn es die beste Möglichkeit ist. Nahezu alles was er in der Offensive tut, hat den Zweck möglichst schnell zum Tor zu kommen. Der zuverlässige Elfmeterschütze ist niemand, der unbedingt die große Bühne braucht.
Sieben Scorer-Punkte in vier Spielen
Diese Uneigennützigkeit zeigt sich auch statistisch; In 38 Einsätzen in der Saison 2013/2014 schoss er 14 Tore, bereitete aber genauso auch 11 Treffer vor. Auch bei der gerade laufenden Weltmeisterschaft hat er nach den drei Vorrundenspielen und dem Achtelfinale schon sieben Scorer-Punkte (fünf Treffer, zwei Vorlagen). Man muss festhalten, dass James Rodriguez definitiv ein Name ist, den man in den nächsten Jahren auch bei den ganz großen Klubs Europas sehen wird.