Alexandre Lacazette – Frankreichs Sturm-Juwel

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Es ist die vielleicht größte Überraschung der bisherigen Champions League-Saison: Mit dem AS Monaco und Paris Saint-Germain stehen gleich zwei französische Teams im Viertelfinale. Umso überraschender ist dabei die Tatsache, dass in der heimischen Ligue 1 Olympique Lyon an der Spitze steht. Inside 11 hat sich den Hauptgrund für das Wiedererstarken von „OL“ einmal angesehen.

Nur Messi und Ronaldo besser

Wenn man sich momentan die Liste der Top-Scorer aller großen europäischen Ligen anschaut ergibt sich ein gewohntes Bild. Lionel Messi führt besagte Statistik knapp vor Cristiano Ronaldo an. Bis hierhin nichts neues. Jedoch folgt auf Platz drei – und somit vor Kevin De Bruyne und Arjen Robben, der 23-jährige Franzose Alexandre Lacazette.

Eben jener junge Mann hat bis hierhin das Kunststück fertig gebracht, in 25 Einsätzen sagenhafte 23 Tore (auch hier wird er lediglich von Messi und Ronaldo überboten) zu erzielen. Darüber hinaus hat er noch weitere sieben Treffer vorbereitet. Macht insgesamt 30 Scorer-Punkte. Dass ein 23-Jähriger mit solchen Werten quasi sofort bei jedem Top-Klub ganz oben auf der Einkaufsliste steht, dürfte jedem klar sein.

Lyon-Boss fordert 182 Millionen Euro Ablöse

An einen etwaigen Verkauf möchte Jean-Michel Aulas, seines Zeichens Vereinspräsident von Olympique, momentan überhaupt nicht denken. Noch vor kurzem hatte er diesen kategorisch ausgeschlossen, bezeichnete einen Transfer seines neuen Superstars als „unmöglich“. Und auch sonst hat man das Gefühl, Aulas spricht gern über Lacazette.

Schon vor einiger Zeit wies der Vereinspräsident die Fußball-Öffentlichkeit daraufhin, dass Lacazette besser sei als Bale und mindestens das Doppelte an Ablöse kosten würde. Jean-Michel Aulas weiß natürlich auch, dass Lacazette bei anhaltender Entwicklung irgendwann nicht mehr zu halten ist. Und so fängt er früh damit an, der Konkurrenz klar zu machen, dass Lacazette sehr teuer wird. Selbst wenn der 23-Jährige wohl nicht für 182 Millionen Euro (Bale kostete Real 91 Millionen) den Verein wechseln wird, kann man sich schon Ablösesummen über 40 Millionen Euro vorstellen.

Weiß Gott kein Balotelli

Warum solch enorme Summen bezahlt werden, wird klar wenn man sich das Spiel des Stürmers, der Wurzeln in Guadeloupe hat, einmal ansieht. Der Rechtsfuß ist das, was viele Experten als „kompletten Stürmer“ bezeichnen würden. In der langen Liste seiner Fähigkeiten wäre da beispielsweise, dass er seinen Körper in Zweikämpfen sehr gut einzusetzen weiß. Lacazette ist mit seinen 1,75 Metern weiß Gott kein Ibrahimovic oder Balotelli.

Doch er kann den Ball mit dem Rücken zum Tor gut behaupten und hat, ergänzend dazu, auch noch ein gutes Auge für den Mitspieler. Im Kombinationsspiel mit seinen Mitspielern funktioniert er hervorragend. Beleg dafür wären unter anderem die bereits erwähnten sieben Assists. Weiterhin bewegt sich Lacazette auch sehr gut ohne Ball, hier kommt ihm auch sein starker Antritt zu Gute. Das beeindruckendste an Lacazette ist jedoch zweifellos sein Facettenreichtum, gerade wenn man sein Alter beachtet.

Ein riesiges Repertoire

Sein Marktwert von 20 Millionen liegt wohl zum größten Teil in seinem schier unendlichen Repertoire an Abschlussmöglichkeiten begründet. Lacazette ist einfach immer gefährlich. Kommt er mit etwas Platz und Tempo auf die Abwehr zugelaufen ist er aus rund 20 Metern auf Grund seines großartigen rechten Fußes immer in der Lage, aus der zweiten Reihe zu treffen.

Gleichzeitig beherrscht Lacazette das Spiel des „klassischen“ Stürmers. Er kann erstaunlich gut antizipieren und so sind unter seinen 28 Ligatreffern auch einige, die er auf Grund guten Stellungsspiels nur noch über die Linie drücken musste. Lacazette ist durch seine Schnelligkeit ein Spieler, der sehr gut zum Konterfußball passt, hier macht sich auch bezahlt, dass die Nummer 10 des Tabellenführers in Eins-gegen-Eins-Situationen mit dem Torwart eiskalt agiert. Und selbst bei Flanken aus dem Spiel heraus bzw. durch Ecken ist der Stürmer von OL nicht aus den Augen zu lassen.

Ein Stürmer von seiner Größe ist selten kopfballstark, hier ist auch Lacazette keine Ausnahme. Jedoch verfügt er über eine Technik, die es ihm ermöglicht viele halbhohe Bälle, beispielsweise per Volley-Schuss, noch gefährlich auf das Tor zu bringen. Zu guter Letzt ist der U19-Europameister von 2010 ein sehr sicherer Elfmeterschütze.

Lacazette kann sich seinen neuen Verein aussuchen

Natürlich ist Alexandre Lacazette mittlerweile auch Nationalspieler, momentan noch in der Back-Up Rolle für Karim Benzema – der ebenfalls bei Lyon seinen Druchbruch hatte. Im nächsten Jahr spielt Olympique Lyon höchstwarscheinlich wieder in der Champions League, ob Lacazette allerdings seinen ersten Europapokal-Einsatz in Lyon haben wird, ist fraglich.

Ein Stürmer seines Formats würde nahezu alle Klubs Europas verstärken, bereits im Winter sollen Paris Saint-Germain und Manchester City interessiert gewesen sein. Somit kann sich Lacazette seinen neuen Arbeitgeber im Sommer wohl aussuchen, er selber sagte vor kurzem, er habe „keine Präferenzen zwischen England und Spanien“. Der französische Klub steht dann vor der Aufgabe einen großartigen Stürmer zu ersetzen und man wird gespannt sein, ob Lyon nach Benzema und Lacazette noch ein weiteres Sturm-Juwel findet.

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