Er gilt als größtes Talent an der White Hart Lane seit Gareth Bale. Der ehemalige Spurs-Spieler Harry Redknapp nennt ihn einen „50-Millionen-Plus-Spieler“. Mittlerweile soll natürlich auch Real Madrid an Dele Alli interessiert sein. Doch wie gut ist der Mann, der auf der Insel für sein freundliches Winken berühmt ist, wirklich? Inside 11 schaut sich das Aushängeschild der englischen Talente genauer an.
In den letzten Jahren gab es über Englands Fußball zwei unanfechtbare Wahrheiten. Erstens: Englische Torhüter sind nicht zu gebrauchen. Zweitens: Die Nachwuchsarbeit auf der Insel funktioniert nicht.
Zumindest der zweite Punkt wird seit einiger Zeit eindrucksvoll widerlegt. Vorbei scheinen die Zeiten, in denen die vor Stars überlaufende Premier League den heimischen Nachwuchs links liegen lässt.
Harry Kane, Jesse Lingaard, Marcus Rashford, Ross Barkley, John Stones, Raheem Sterling, Eric Dier, Luke Shaw oder auch Dele Alli sind die Beweise dafür, dass in Englands erster Liga auch junge, einheimische Spieler wieder eine Chance kriegen.
Modric, Bale, Alli?
Letzterer spielt zusammen mit Dier und Kane bei den Tottenham Hotspurs und hat, wie man so hört, das Interesse der Madrilenen auf sich gezogen.
Dass sich die Königlichen gerne mal bei den Spurs bedienen und für beide Seiten stets sehr lukrative Geschäfte entstehen (Real bekam Luka Modric und Gareth Bale, Tottenham über 130 Millionen Euro), ist bekannt.
Ob und wann Dele Alli sich dort einreihen wird, ist nicht absehbar. Doch zuallererst stellt sich die Frage, wie gerechtfertigt ein Interesse des erfolgreichsten Klubs der Welt an eben jenem Dele Alli ist.
Natürlich hat man nur allzu schnell Public Enemys Ausspruch „Don’t Believe The Hype“ im Ohr, wenn man hört, dass Real Madrid einen 20-Jährigen verpflichten will, der im nächsten Sommer gerade so zwei Erstliga-Saisons hinter sich hat. Zurecht?
Der Hype ist gerechtfertigt
Jeder, wirklich jeder Top-Klub Europas muss sich für diesen Spieler interessieren. Dele Alli ist der momentan wohl beste Spieler seines Alters auf dem ganzen Kontinent. Selbst grandiose Kicker wie Leroy Sané, Renato Sanches oder Ousmane Dembélé können nicht mit Alli mithalten.
Was unter anderem an der Konstanz liegt, mit der Tottenhams Nummer 20 zu beeindrucken weiß. Schaut man ihm zu, wirkt es nicht so, als würde dort ein 20-Jähriger spielen. Alli ist ein Schlüsselspieler der Spurs, der in der letzten Saison (mit 19 Jahren) ganze 21 Scorerpunkte in der Premier League zu verzeichnen hatte.
Momentan hat er in seinen 18 Einsätzen ganze 10 Torbeteiligungen vorzuweisen. Unter anderem auf Grund seiner Scorerqualitäten hatte Tottenham ihn auch geholt. Im Januar 2015 überwiesen die Spurs 6,5 Millionen Euro an Milton Keynes Dons. Alli hatte für seinen Heimatklub zuvor in 88 Spielen ganze 39 Mal für einen Treffer gesorgt.
Irgendwo zwischen De Bruyne und Thiago
Allis Spielstil in Worte zu fassen ist nicht ganz einfach. Hört man von einem jungen zentralen Mittelfeldspieler, dessen großes Vorbild Steven Gerrard ist, denkt man an einen bedächtigen Ballverteiler, der fabelhafte lange Bälle schlägt und über einen ordentlichen Schuss aus der Distanz verfügt. Man denkt beispielsweise an einen Spieler wie Johannes Geis.
Doch das was Tottenhams Juwel da auf den Rasen brennt, hat mit bedächtig nicht viel zu tun. Dennoch kann er einige der oben aufgeführten Eigenschaften sein Eigen nennen. Ballsicherheit zählt dazu: Alli ist extrem pressingresistent, findet selbst unter hohem Druck oft noch irgendein Schlupfloch, das der Gegner nicht auf dem Zettel hat.
Aus der Distanz ist Dele Alli ebenfalls sehr stark, seine Schusstechnik ist schon sehr ausgereift, auch wenn er davon noch nicht allzu oft Gebrauch macht. Denn meistens ist Alli im Strafraum zu finden. Seine Fähigkeiten im 1 gegen 1 sind brutal, da er sowohl über einen soliden Antritt, als auch über gute Qualitäten im Dribbling verfügt.
Sowieso ist der junge Brite der vielleicht technisch beste Spieler seines Landes. Wie seine Statistiken vermuten lassen, sind auch seine Abschlussfähigkeiten beeindruckend. Und am Ende dieser langen Liste steht seine grandiose Übersicht, gepaart mit einer stabilen Physis.
Dele Alli – das Symbol eines Umschwungs
Am Ende dieses Lobliedes sollte also jedem klar sein, es ist die Pflicht der Madrilenen, sich mit diesem jungen Mann zu beschäftigen. Ein Wechsel im nächsten Sommer scheint ausgeschlossen, doch dass die Leistungen Dele Allis nicht irgendwann einen Transfer zu einem Spitzenklub nach sich ziehen, ist sehr unwahrscheinlich.
Vielleicht holt „The Delstroyer“, wie sie ihn in Tottenham nennen, sogar Titel mit der Nationalmannschaft. Das Nachwuchs-Defizit scheint ja behoben und wer weiß, eventuell ist Jack Butland sei Dank sogar das Torhüter-Problem bald ein Relikt alter Zeit.