Erik Durm: Von der 3. Liga nach Brasilien

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In der Jugend von Mainz entdeckt, schaffte der junge Stürmer Erik Durm den Sprung in die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund. Der Stürmer? Genau, denn erst im Training mit Jürgen Klopp wurde Durm zum Außenverteidiger umgeschult. Seinen Erfolg krönte der Weltmeister mit einer Vertragsverlängerung bei Borussia Dortmund – bis 2019 bindet er sich an den Vizemeister. Inside 11 wirft einen Blick auf eine ungewöhnliche Karriere, die spannender kaum sein könnte.

Situationsbedingte Umschulung

Anders als viele heutige Bundesliga-Akteure kickte Erik Durm bis zu seinem 16. Lebensjahr bei seinem Heimatverein, dem SG Rieschweiler. Der gelernte Stürmer wechselte dann zunächst in die Jugend des FC Saarbrücken und wurde dort sogar Torschützenkönig. Mainz erkannte sein Talent und so gelang ihm der Sprung in die Jugend des deutschen Bundesligisten. Später wurde er in die zweite Mannschaft befördert und bekam 2012 ein Angebot aus Dortmund. Gleichzeitig bot ihm Mainz einen Profivertrag an, mit dem er in der ersten Bundesliga auf Torejagd gehen konnte. Durm entschied sich für das Angebot des Double-Siegers aus Dortmund und wechselte in die zweite Mannschaft von Borussia Dortmund.

Der damalige U20-Nationalspieler war zu diesem Zeitpunkt zu schwach für den Sturm des BVB und musste auf die linke oder rechte Außenbahn ausweichen. Etwa ein Jahr später wurde er von Jürgen Klopp in die erste Mannschaft befördert. In der Offensive des Vizemeisters war jedoch kein Platz für den schnellen und ausdauernden Durm. Während Linksaußen Reus gesetzt war, spielten Rechtsaußen Kuba und Aubameyang. Im Sturm war auch kein Vorbeikommen, hinter Lewandowski standen damals Hertha-Stürmer Schieber und der aktuell ausgeliehene Ducksch.

Etablierung in der Startelf

Trotzdem feierte der Deutsche bereits am ersten Spieltag der Bundesliga sein Debüt, als er kurz vor Schluss für Robert Lewandowski eingewechselt wurde. Doch Klopp konnte seinem Schützling auf dieser Position keine Spielzeit garantieren. Er soll damals Erik Durm im Training angesprochen haben und sagte: „Wir schulen dich um“.

Das war der Startschuss seines steilen Aufstiegs. Das Ausnahmetalent gewöhnte sich gut an seine neue Rolle, auch wenn oft „der Stürmer wieder durchkam“, wie Durm es selbst sagte. So bereitete der offensiv angehauchte Linksverteidiger fünf Treffer vor, zwei davon in der Champions League. Nach einer Verletzung von Marcel Schmelzer und vielen anderen Defensiv-Akteuren rückte Durm dauerhaft in die Verteidigung. Der Linksverteidiger kam dabei auf 29 Profi-Einsätze. Auch diese Saison wurde der Weltmeister bisher in jedem Pflichtspiel eingesetzt.

WM-Märchen wird Wirklichkeit

Eine solch erfolgreiche Saison wie 2013/2014 blieb natürlich nicht unbemerkt. Kurz vor der WM 2014 in Brasilien wurde Erik Durm von Jogi Löw in den vorläufigen 23-köpfigen WM-Kader berufen. Niemand rechnete damit, dass er nach einer Saison mit zur Weltmeisterschaft fahren würde, denn auf seiner Position waren mit Marcell Jansen und Marcel Schmelzer zwei weitere und erfahrenere Linksverteidiger im Kader.

Doch das Märchen sollte Wirklichkeit werden und so wurden die beiden erwähnten Linksverteidiger aus dem Kader gestrichen. Als einziger gelernter Linksverteidiger der deutschen Nationalmannschaft fuhr Durm mit Aussicht auf einen Stammplatz nach Brasilien, aber dieser Traum wurde ihm verwehrt. Löw setzte in der Linksverteidigung stets auf den Schalke-Innenverteidiger Benedikt Höwedes. Trotz einiger Kritik aus der Heimat, spielte dieser jedes Spiel über die volle Länge. Durm kam dabei wie seine Mannschaftskollegen Großkreutz und Ginter auf keine Spielzeit. Durm selbst störte das nicht, denn er habe sowieso „nicht damit gerechnet“.

Ich bin total überzeugt vom BVB-Weg. Hier entsteht in Ruhe etwas Großes. Ich möchte möglichst lange ein Teil davon sein. – Erik Durm

Zuhause wurde der frischgebackene Weltmeister mit offenen Armen empfangen. Zusammen mit seinem guten Freund und neuen Teamkollegen Matthias Ginter nahm der „Mädchenschwarm“ das Training wieder auf und gewann mit seinem Verein gegen den FC Bayern München den DFB-Supercup. Kurz danach wurde der bis 2017 laufende Kontrakt bis 2019 verlängert und wohl auch gehaltstechnisch etwas aufgewertet. Mit Borussia Dortmund will er nun auf Titeljagd gehen. Die nächste Chance dazu hat er in den kommenden Monaten in der Champions League, dem DFB-Pokal und der Bundesliga.

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