Der Europa League vs. Champions League Konflikt

| |

Die Europa League hat über die vergangenen Jahre in einem Maß an Interesse verloren, wie die Champions League weitere Sympathien gewonnen hat. Fußballfans scheinen die Europa League nur noch dem Ergebnis nach zu verfolgen. Die Königsklasse ist in den Medien und auch in den Herzen der Fans stärker im Fokus. Selbst die Vereine zeigen sich an der Europa League teilweise nur wenig interessiert. Steht eine Reform des Europapokals bevor?

Was macht die Champions League interessant?

Die besten Vereine der Welt mit den besten Spielern, die es für Geld zu kaufen gibt. Kurz gesagt: die Champions League. Hier sind die Superstars zu finden. Christiano Ronaldo, Zlatan Ibrahimovic, Frank Ribery, Lionel Messi und viele andere Hochkaräter zeigen ihr Können. Nachdem die Qualifikations-Spiele abgeschlossen sind, werden Gruppen ausgelost. Eine meist homogene Mischung aus Teams unterschiedlicher Länder trifft hier aufeinander. Eine Gemeinsamkeit bleibt, es sind die besten Vereine der Länder.

Und eben darin unterscheidet sich die Champions League von der Europa League.

Was macht die Europa League uninteressant?

Wenn in der Europa League nicht die besten Vereine spielen, dann kann es ja nur die zweite Garnitur sein, die dort antritt. Zumindest auf die europäischen Spitzennationen im Fußball trifft dies zu. Die Top-Clubs aus München, London, Madrid, Barcelona, Rom und Mailand nehmen meist an der Champions League teil.

Neben dem Klassenunterschied kann die hohe Frequenz des Fußballs im Fernsehen ebenfalls als Argument genannt werden. Von Freitag bis Sonntag wird die Bundesliga gezeigt. Mit der zweiten Liga kann auf den Montag erweitert werden. Die Champions League, sofern entsprechende Spieltage sind, finden dienstags und mittwochs statt. Die Europa League wird donnerstags gezeigt. Jeden Tag kommt Fußball im Fernsehen und nicht jeder muss jedes Spiel sehen. Außerdem werden die Europa League Spiele häufig erst um 21:05 Uhr angepfiffen. Dort sind viele Zuschauer schon von einem Film gefesselt.

Die Europa League begeistert im Vergleich zur Champions League derzeit kaum Fernsehzuschauer.

Europa League vs. Champions League – ein Vergleich

Geld regiert die Welt und den Sport sowieso. Die Champions League ist höherrangig und erhält dementsprechend auch mehr Geld von der UEFA zugewiesen.

Europa League: Ein Startgeld (Gruppenphase) in Höhe von 1,3 Millionen Euro, sowie eine Prämie für jeden Sieg in Höhe von 200.000 Euro und jedes Unentschieden in Höhe von 100.000 Euro wird den Vereinen gewährt. Die zwölf Gruppensieger erhalten zudem eine Zahlung von 400.000 Euro und die Gruppenzweiten bekommen nochmals 200.000 Euro. Für das Erreichen des Achtelfinals werden 350.000 Euro gewährt und wer es bis ins Viertelfinale schafft erhält nochmals 450.000 Euro. Das Halbfinale wird mit 1,0 Millionen Euro belohnt. Im Finale bekommt der Verlierer 2,5 Millionen Euro und der Gewinner 5,0 Millionen Euro. Nicht selten wird behauptet, dass sich die Europa League finanziell nur lohnt, wenn sie auch gewonnen wird.

Champions League: Das Startgeld (Gruppenphase) beziffert sich hier bereits auf 8,6 Millionen Euro. Für jeden Sieg wird 1,0 Millionen Euro und für jedes Unentschieden 500.000 Euro gewährt. Das Erreichen des Achtelfinals wird mit 3,5 Millionen Euro honoriert, wer es bis ins Viertelfinale schafft bekommt nochmals 3,9 Millionen Euro. Eine Zahlung von 4,9 Millionen Euro steht den Halbfinalisten zu. Der Verlierer des Finales erhält immerhin 6,5 Millionen Euro und der Sieger bekommt 10,5 Millionen zusätzlich.

Besonders in der Addition ergeben sich stattliche Differenzen zwischen der Europa League und der Champions League. Ein weiterer Unterschied besteht in den Prämien aus dem sogenannten Market Pool. Hier kann die Champions League Beträge in Höhe von 409,6 Millionen Euro ausschöpfen. Die Europa League kommt hierbei lediglich auf 83,5 Millionen Euro. Es handelt sich hierbei um eine Aufteilung je nach Wert der Fernsehmärkte und der Vereine, die ihre Länder repräsentieren. In dieser Übersicht nicht erfasst sind die Zuschauereinnahmen und die Prämien in den Qualifikationsrunden. Aber auch so sollte der Unterschied deutlich werden.

Eine missliche Verteilung oder ist es nur gerecht, dass dem höherrangige Wettbewerb mehr Geld in diesem Rahmen zur Verfügung gestellt wird?

Die Sicht der Vereine und Fans

Für die Zuschauer steht die Champions League wesentlich höher im Kurs. Wer nicht gerade Fan von einer Europa-League-Mannschaft ist verfolgt diesen Wettbewerb bestenfalls sporadisch – während die Champions League von Fußball-Fans aus der ganzen Welt betrachtet wird. Die Leistung der deutschen Vereine wird kritisch beäugt und auch an den ausländischen Top-Clubs besteht ein reges Interesse.

Die Fußballmannschaften nehmen grundsätzlich lieber an der Champions League als an der Europa League teil. Teilweise geht dies so weit, dass Vereine in der Europa League nur ihre B- oder C-Elf auflaufen lassen. Natürlich sollen diese Spieler ihr Bestes geben und möglichst ein Weiterkommen sichern. Die Priorität wird jedoch auf den Liga-Alltag gelegt um sich für die Champions League zu qualifizieren. So denken zumindest viele der großen Vereine und Clubs mit Chancen auf die Königsklasse.

Die Fans sehen wiederum weniger gerne zu, wenn nur die zweite Garnitur der Vereine aufläuft. Auch gegenüber den kleineren Clubs ist es respektlos. Allerdings können diese daraus auch einen Vorteil ziehen. Denn für Vereine aus Zypern, Tschechien oder Polen handelt es sich auch bei den Prämien der Europa League um eine Menge Geld.

Es ist allerdings nicht Sinn der Sache, dass diverse Vereine ihr Weiterkommen in der Europa League gewissermaßen verschenken, weil der Wettbewerb finanziell nicht interessant genug ist. Aber auch die Spieler tragen ihren Teil dazu bei. Von den großen Vereinen haben diese nicht immer Lust auf den kleinen Bruder der Champions League.

Kann die Europa League aufgewertet werden?

Tatsächlich ist die Diskrepanz der beiden Wettbewerbe auch bei den Entscheidungsträgern angekommen. Diese haben aber auch in den vergangenen Jahren die Abwertung in Gang gesetzt. Es begann mit der Ablösung des UEFA-Cups. Ab dem Jahr 2015 wird sich der Sieger der Europa League direkt für die Champions League qualifizieren. Ob diese Maßnahme ohne finanzielle Anreize eine Wirkung entfalten wird, ist zweifelhaft.

Abschließend einige Gedankenspiele wie die Unterschiedliche Wahrnehmung der Champions und Europa League angeglichen werden könnte:

Nur noch ein Gesamtwettbewerb: Durch das Zusammenlegen der Champions und Europa League würde die Aufmerksamkeit gleichmäßig verteilt werden. Jeder teilnehmende Verein hätte die Möglichkeit in einem fairen Spiel die Prämien einzustreichen. Der Wettbewerb würde aufgebläht werden und es müsste ein neuer Rahmen geschaffen werden, in dem die Spiele ausgetragen würden.

Gruppenköpfe in die Champions League: Derzeit müssen die Gruppendritten der Champions League den Wettbewerb wechseln und an der Europa League teilnehmen. Warum sollte dies nicht auch andersherum funktionieren? Die Gruppensieger könnten zur Auslosung des Achtelfinals der Champions League hinzugenommen werden. Ab diesem Zeitpunkt würden die Vereine von den höheren Prämien profitieren. Es wäre zudem ein Anreiz, in der Europa League auf Sieg zu spielen.

Champions-League-Teilnehmer reduzieren: Ein konträrer, aber vertretbarer Ansatz. Früher war dieser Wettbewerb als ein Pokal der Meister gedacht. Würde die Anzahl der Teilnehmer in diesem Sinne zurückgeschraubt, würden Top-Clubs aus den europäischen Spitzenligen häufiger in der Europa League vertreten sein. Um die Anzahl der international tätigen Vereine auf dem gleichen Level zu halten, müsste die Europa League sogar aufgestockt werden. Alternativ können auch die internationalen Plätze neu verteilt werden.

Finanzen fairer verteilen: Würden die Prämien gleichmäßiger verteilt werden, würden die Vereine und Spieler sich mehr für die Europa League begeistern können. Dieses würde in den Medien transportiert werden und dadurch gewinnt der Wettbewerb auch bei den Fans wieder Sympathien zurück.

Modus ändern: Die Europa League in einen Europa-Cup umändern. Dies würde bedeuten, dass auf die Gruppenphase verzichtet wird. Der Wettbewerb würde sich mehr von der Champions League abgrenzen und würde zudem gleich von Beginn an Spannung bieten. In der KO-Runde scheidet der Verlierer schließlich aus. Auch ein Abstieg der Mannschaften aus der Champions League in die Europa League könnte abgeschafft werden. Die Gruppendritten sind häufig Mannschaften, die die Europa League als lästig empfinden. Hier kann aber nicht verallgemeinert werden.

Vorheriger Artikel

Nimmt das Geld vollends Überhand im Fußball?

Kießlings Phantomtor – eine andere Sichtweise

Nächster Artikel

Schreibe einen Kommentar