Nimmt das Geld vollends Überhand im Fußball?

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Dass die Zeiten, in denen sich ein Beckenbauer wegen einer Ohrfeige für den anderen Verein entschied, vorbei sind, ist klar. Sicher, es gibt hier und da einmal einen Spieler, der wirklich nach dem Herz entscheidet – wie zum Beispiel Kevin Großkreutz – aber das ist heutzutage die absolute Ausnahme. Ein Profi geht da hin, wo die Kasse klingelt. Grund genug, sich zu fragen: Nimmt das Geld vollends Überhand im Fußball?

Doch mittlerweile nimmt dieses Phänomen manchmal wirklich bizarre Züge an. Kürzlich wurde bekannt, dass David Beckham für sein Fußballteam in Miami eine richtige Startruppe zusammenstellen will, unter anderem soll Cristiano Ronaldo kommen. Außerdem will ein arabischer Investor den SSV Ulm gründlich aufmotzen – Geld spielt keine Rolle.

Dies klingt futuristisch, skurril, wie geträumt. Aber unwahrscheinlich ist es wahrlich nicht. Der moderne Mensch folgt immer noch seinen Trieben, nur dass sich diese mittlerweile verändert haben. Sie heißen jetzt nicht mehr Nahrung, Wärme, Geborgenheit, sondern Geld, Geld, Geld. Vor allem bei Fußballprofis scheint dieses Bedürfnis sehr ausgeprägt.

Wird ein Getränkekonzern deutscher Meister?

Und eigentlich sollten uns solche Szenarien ohnehin nicht mehr so fern sein. Der Kicker bewertet einen Meisterschaftsgewinn von RB Leipzig in den nächsten zehn Jahre mit sieben Prozent Wahrscheinlichkeit. RB Leipzig, ein Verein, der vor viereinhalb Jahren gegründet wurde, in der Saison 2009/10 noch in der Oberliga antrat. Ein jetziger Drittligist soll in den nächsten zehn Jahren die „Überbayern“ ausstechen? Lächerlich, könnte man meinen. Wenn nicht ein gewisser Herr Mateschitz hinter RB stehen würde: Red Bull, der milliardenschwere Getränkekonzern.

Mateschitz hat es in Salzburg geschafft, in New York geschafft, in Deutschland steht er auf dem Sprung in die zweite Liga, in Ghana und Brasilien will er sich auch noch etablieren. Und auch in anderen Sportarten ist der Name Mateschitz schon lange kein Unbekannter mehr. Und die Geschichte von 1899 Hoffenheim unterscheidet sich nur sekundär von der der „roten Bullen“.

Ulm gegen Paris

Wirft man einen Blick nach Frankreich, findet man dort in der Ligue 1 auf den ersten Tabellenplätzen Paris Saint-Germain und AS Monaco. Auch diese zwei wären ohne finanzstarke Investoren heute nicht da, wo sie sind. In England sind Investoren, ob aus dem Morgenland oder vom Kreml stammend, schon längst kein Novum mehr, man blicke nur nach London oder Manchester.

Man muss kein moderner Jules Verne sein, um solche Spekulationen anzustellen, wie der Kicker es getan hat. Man muss auch nicht für verrückt erklärt werden, wenn man sagt, dass man bald Cristiano Ronaldo, Franck Ribery und Lionel Messi am Miami Beach liegen sehen wird, mit Bademode bekleidet, die das Logo von Beckhams Verein ziert.

Denn werden keine entsprechend harten Richtlinien von den Verantwortlichen – also vor allem der FIFA – getroffen, so genügt eine rationale Denkweise, um vorherzusehen, dass bald RB Leipzig und der SSV Ulm und nicht mehr der FC Bayern und Borussia Dortmund den Bundesliga-Titel unter sich ausmachen könnten.

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