Jedes Jahr wechseln unzählige, meist ältere Spieler in die amerikanische Major League Soccer. Thierry Henry, David Beckham oder Jermain Defoe sind nur einige der vielen Altstars, die ihre Karriere in der USA ausklingen lassen wollten. Doch was macht die MLS so reizvoll? Warum wechseln ältere Spieler in ein Land, in dem Fußball hinter vielen anderen Sportarten steht? Inside 11 stellt die Besonderheiten der amerikanischen Profi-Liga vor.
Die Geschichte: Es begann mit Beckenbauer
Bereits vor der MLS gab es mehrere Profiligen in Amerika. Die erfolgreichste Liga war die North American Soccer League, welche während den 70er- und 80er-Jahren 16 Jahre lang Bestand hatte. Die bekanntesten Spieler dieser Liga waren die Fußball-Legenden Pelé und Franz Beckenbauer.
Die FIFA forderte dann 1988 eine landesweite Profiliga in den USA, damit diese die Weltmeisterschaft 1994 ausrichten durften. Fünf Jahre später wurde die Major League Professional Soccer gegründet. Der Ligabetrieb startete nach einer Verschiebung im Jahre 1996 mit zehn Mannschaften. In den folgenden Jahren verflog das anfängliche Interesse an der Liga. Die MLS musste einen Verlust von rund 350 Millionen Dollar verzeichnen. Die Planung zum Ausbau der Liga wurde verworfen, das Budget eingefroren. Mehrere Vereine gaben den Ligabetrieb auf.
Drei neue Teams steigen ein
Nach dem Erreichen des WM-Viertelfinals wurde der Fußall in der USA wieder populärer. Die Liga erhielt vor allem durch Talente in Europa Aufmerksamkeit. In den folgenden Jahren wurden mehrere Sponsoren auf die Liga aufmerksam. Adidas rüstet die gesamte Liga aus, die MetroStars wurden von Red Bull aufgekauft und in die New York Red Bulls umbenannt.
Durch den Kauf von Clint Dempsey, Robbie Keane und Tim Cahill etablierte sich die MLS auch in Europa als geachtete Liga. 2015 wird das Team New York City FC in den Ligabetrieb einsteigen. Das Projekt von Manchester City und den New York Yankees wäre das 20. Team der MLS. Wunschspieler der Mannschaft sind Gerüchten zufolge unter anderem Frank Lampard und Xavi. Der Wechsel von David Villa zu der neuen Mannschaft steht bereits fest. Der Club Orlando City SC und das Beckham-Team aus Miami sollen ebenfalls folgen.
Der Ligabetrieb: Mit Europa kaum vergleichbar
Der Spielbetrieb der MLS unterscheidet sich von den Ligen in Europa. Die Liga ähnelt eher dem Eishockey oder der NBA. Die insgesamt 19 Teams aus der Western und Eastern Conference spielen zunächst in der Regular Season alle gegeneinander. Die punktbeste Mannschaft am Ende der Saison ist aber nicht Meister, sondern Pokalsieger des MLS Supporters‘ Shield. Die zehn besten Mannschaften erreichen die MLS Playoffs. Es gibt in der MLS bisher keinen Abstieg.
Die drei besten Teams jeder Conference erreichen die Conference-Halbfinals. Die restlichen vier Mannschaften müssen sich die Teilnahme in den Wildcard-Spielen erst verdienen. Danach werden die beiden Conferences getrennt und im Halbfinale und dem Finale der Conference-Meister ermittelt. Im letzten Spiel der Saison treten die beiden Conference-Meister gegeneinander an und spielen um den MLS-Cup. Der Gewinner ist dann der nationale Meister.
In der CONCAF Champions League spielen dann der MLS Supporters‘ Shield-Gewinner, die beiden MLS-Cup-Finalisten und der Gewinner des nationalen Pokals, des U.S. Open Cups.
Die Teams: Gehaltsobergrenzen sind Pflicht
Die MLS besteht aus 19 Mannschaften. Mit jeweils vier Meisterschaften sind LA Galaxy und D.C. United die erfolgreichsten Mannschaften. Die größten Stadien besitzen New England Revolution mit dem Gillette Stadium mit 68.756 und Seattle Sounders FC mit dem CenturyLink Field und 67.000 Plätzen. Das größte reine Fussballstadion teilen sich Chivas und Los Angeles Galaxy in Carson, Los Angeles. Das StubHub Center fässt 27.000 Zuschauer.
Jede Mannschaft besitzt acht International Slots, also Ausländerplätze. Diese Plätze können an andere Mannschaften verkauft werden, deswegen gibt es auch Teams mit mehr als acht Ausländern. Bei kanadischen Teams dürfen die restlichen Plätze mit Kanadiern und US-Amerikanern besetzt sein. Es müssen jedoch mindestens drei Kanadier unter Vertrag stehen.
Um eine weitere Verschuldung zu verhindern wurde eine Gehaltsobergrenze, ein sogenanntes Salary Cap, definiert. Die Gehaltsobergrenze einer Profimannschaft liegt bei 2,675 Millionen US-Dollar. Dazu darf ein Spieler nicht mehr als 335.000 Dollar verdienen.
Die Designated Player Rule
Aber warum wechseln dann so viele ältere Stars in die USA? Und wie soll mit dieser Gehaltsgrenze das Ziel erreicht werden, die Liga mit international erfahrenen Spielern zu füllen? Die Antwort ist die Designated Player Rule. Nach der Saison 2006 wurde diese Regel definiert.
Sie besagt, dass jedes Team zwei Kaderplätze zur Verfügung hat, die das Höchstgehalt überschreiten dürfen. Für eine einmalige Gebühr kann ein weiterer Kaderplatz erworben werden. Die Spieler müssen dem Verband gemeldet werden. Designated Player sind zum Beispiel Thierry Henry, Marco Di Vaio, Landon Donovan und Clint Dempsey. Einige dieser Spieler verdienen somit mehr als das gesamte restliche Team.
Die Derbys: MLS Rivalry Cups
Was bei uns die Derbys sind, sind in der MLS die Rivalry Cups. Hier kämpfen Stadts- oder Regionsrivalen jede Saison um einen speziellen Pokal. Bei einigen Cups gewinnt dabei der bessere der Saison, bei anderen zählt der Direktvergleich. So haben sich spannende Duelle entwickelt – wie zum Beispiel der Atlantic Cup zwischen D.C United und den New York Red Bulls, der SuperClasico zwischen Los Angeles Galaxy und Chivas USA und das Texas Derby zwischen dem FC Dallas und Houston Dynamo.
Auch wenn Fußball noch nicht die Lieblingssportart der Amerikaner ist, der Sport gewinnt stark an Popularität. In rund 30 Prozent aller Haushalte in der USA spielt mindestens eine Person Fußball. Obwohl das Niveau nicht mit dem der Topligen zu vergleichen ist, bekommt der Fußball eine hohe Aufmerksamkeit.
Mehr als 30.000 Menschen finden durchschnittlich den Weg in die Stadien der Topclubs, das ist mehr als bei manch einem Bundesliga-Verein. Ältere Spieler können auf einem geringeren Niveau ihre Karriere ausklingen lassen, die Vereine bekommen dafür die Beachtung aus aller Welt und steigern die Qualität des Fußballs – das ist Major League Soccer.