Es ist August. Halb Deutschland fährt gen Süden. Seit den 50ern ist Italien das Sehnsuchtsziel schlechthin. Der spießige Deutsche will auch etwas vom „Dolce Vita“ abhaben. Doch nur am Pool liegen oder historische Städten besichtigen, das reicht uns Fußballfanatikern nicht. Ein Besuch im Fußballstadion muss her. Doch es müssen nicht immer die Topmannschaften in Norditalien oder die beiden römischen Teams sein. Auch in den beliebten Urlaubsregionen gibt es hochinteressante Vereine. Pünktlich zum Urlaubsbeginn stellt euch Inside 11 drei vor.
Den Anfang machen heute die Wölfe aus Siena.
Siena liegt mitten im Chianti, einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Italiens. Die Stadt an sich ist um einen großen Platz aufgebaut, um den sich Gassen scharen. Das kulinarische Angebot lädt zum längeren Verweilen ein. Wer den Chianti von oben sehen möchte, muss einen Zehner löhnen um den Kirchenturm besteigen zu können. Die Mühe lohnt, von dort oben hat man einen malerischen Rundblick auf das Weinbaugebiet.
Der Verein Robur Siena wurde erst 2014 gegründet. Er ging aus dem insolventen AC Siena hervor. Dieser erhielt aufgrund einer Schuldenlast von 70 Millionen keine Lizenz mehr.
Historisch gesehen war Siena nie wirklich erfolgreich. Man schwankte immer zwischen dritter und vierter Liga. Das änderte sich schlagartig, als eine Investorengruppe das Ruder übernahm. Sofort stieg man in die zweite Liga auf. Zum ersten mal seit einem halben Jahrhundert. Zur Saison 2013/14, pünktlich zum hundertjährigen Bestehen des Clubs, stieg man in die Serie A auf. Dort musste man meist um den Klassenerhalt kämpfen. Aber dennoch feierte die Stadt ihren erstklassigen Verein. Diese Euphorie und die allgemeine wirtschaftliche Schwäche des Vereins waren vermutlich Auslöser der Insolvenz.
Doch es geht wieder aufwärts. Gleich in der ersten Saison in der Serie D schaffte man den Aufstieg in die Lega Pro C. Robur Siena scheint wieder auf dem Weg zu einem soliden Zweitligisten.
Gesichter aus der Bundesliga
In Siena haben sich durchaus auch größere Namen die Ehre gegeben. Der in Deutschland wohl bekannteste dürfte Alexander Manninger sein. Dieser spielte hier insgesamt drei Jahre lang. 2008 ging er mit einem kleinen Umweg über Udine nach Turin, wo er vier Jahre lang als Ersatz für Buffon agierte.
Das Stadion von Robur liegt einen Kilometer außerhalb der Altstadt und ist recht bequem zu fuß zu erreichen. Auch wenn nicht gerade gekickt wird, lohnt sich ein Besuch. Das Stadion ist relativ leicht zugänglich und wirklich schön anzusehen.
Der Platz war zunächst nach einem Schwarzhemden benannt. Das darf man mit Recht als Schandfleck dieses Vereins bezeichnen. Die Schwarzhemden waren im Italien der Vorkriegszeit eine paramilitärische Organisation. Diese hatten sich dem Faschismus verschrieben.
Nach dem Krieg wurde das Stadion in „Stadio del Rastello“ umbennant. 1986 erhielt es seinen heutigen Namen. Benannt wurde das „Stadio Artemio Franchi“ nach dem ehemaligen UEFA-Präsidenten Artemio Franchi. Dieser leitete die UEFA zehn Jahre lang. In seiner Freizeit war er Mitglied der Freimaurer.
Ein Unikum in der Toskana ist das die Stadien der zwei großen Chianti Vereine beide nach Artemio Franchi benannt sind. Eine große historische Rivalität zwischen den Fußballvereinen Florenz und Siena war sportlich gesehen nie wirklich gegeben. Siena war meist unterklassig unterwegs. Während Florenz meist in der Serie A spielte. Doch Anfang des 2000er war für wenige Jahre Siena die klare Nummer eins in der Toskana. In dieser Zeit musste nämlich Florenz den Gang in die Drittklasigkeit antreten.
Zwischen den Städten Siena und Florenz besteht jedoch seit dem Mittelalter eine Feindschaft. Insbesondere Gebietsstreitigkeiten um den fruchtbaren Chianti Boden zogen tiefe Gräben des Hasses. Dies spürt man heute nicht mehr. Man sitzt ja im gleichen Boot. Beide Städte sind auf einen regen Tourismus angewiesen.
Unser Reisetipp: Mietet Euch in ein Landhaus in den Hügeln der Toskana ein, genießt ausgiebig den Rotwein und besucht einen tief gefallenen und dennoch wieder aufstrebenden Traditionsverein.