Der chinesische Nationalspieler Xizhe Zhang soll vor einem Transfer zum VW-Klub VfL Wolfsburg stehen. Man munkelt, es würden nicht sportliche Interessen im Vordergrund stehen. Autoriese und Klubeigner Volkswagen will sich besser im attraktiven asiatischen Markt positionieren und in Zhang als Marketing-Strategie investieren wollen. Inside 11 zeigt, was dahintersteckt.
Großes Potential im chinesischen Markt
„Beijing Guoan Talent“ heißt die Ausbildungs-Filiale des chinesischen Topklubs Beijing Guoan, welche in Singapur zu finden ist. Hier wurde auch Xizhe Zhang ausgebildet, der chinesische Fußballspieler, der zur Zeit die Wolfsburger Fußballfans beschäftigt. Wie die Wolfsburger Allgemeine Zeitung berichtete, soll der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler bereits im Januar den Kader des Bundesliga-Zweiten verstärken.
Verstärken? Bei allem Respekt – die Chinese Super League zählt nicht zu den besten der Welt. Auch wenn Zhang in 29 Spielen sechs Tore erzielte und zwölf weitere vorbereitete, muss man sich eine Frage stellen: Ist dieser Deal tatsächlich ein Vorhaben aus rein sportlichem Interesse? Es steckt wohl mehr dahinter, möglicherweise eine clevere Vermarktungsstrategie des Automobilriesen Volkswagen.
Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX zu berichten vermochte, bleibt Volkswagen derzeit weit hinter den Erwartungen im chinesischen Markt zurück. Das Wachstum in letzter Zeit sei im niedrigen einstelligen Bereich gewesen – zu wenig, so heißt es. Diese Stagnation schlägt sich auf die weltweiten Verkaufszahlen nieder. Die Auslieferungen von Volkswagen-PKW schrumpften um 0,4 Prozent. Diese Tatsache könnte der finale Auslöser für Martin Winterkorn und Co gewesen sein, den Schachzug mit Zhang zu planen.
Bessere Werbung gibt es nicht
Fußball begeistert. Unabhängig von Nation, Konfession und Einstellung vermag es dieser Sport, Verbindungen zu schaffen und plötzliche Faszinationen und Begeisterungen auszulösen. Was würde sich nun besser eignen, die Attraktion des momentan müden Bildes von Volkswagen im fernen Osten zu erhöhen, als Fußball?
Effizientere Werbung ist kaum möglich. Der erfolgreiche Transfer wird in China medial groß angekündigt und gepusht. Gerade die wohlhabenden und fußballaffinen Chinesen begeistern sich dafür und kaufen VfL-Fanartikel. Menschen, die in der Öffentlichkeit mit dem VW-Logo über die Straße rennen. Sportliche Fernsehgroßereignisse, in denen ebendieses Logo groß auf den Bildschirmen zu sehen ist – was will man mehr?
Wenn Zhang es nun auch noch schafft, einen Gegenspieler erfolgreich aussteigen zu lassen oder gar ein Tor zuschießen, ist der Hype perfekt – und nicht nur VW lacht sich ins Fäustchen. Auch die Einschaltquoten der Bundesliga im Reich der Mitte würden mit Sicherheit einen starken Zuwachs vermelden können.
Ob der Transfer sportlich sinnvoll ist, kann momentan nicht sicher gesagt werden. Zweifel sind durchaus berechtigt, trotzdem ist es unberechtigt, Volkswagen puren Egoismus zu unterstellen. Wer weiß, vielleicht schlägt Zhang ja tatsächlich ein und etabliert sich? Vielleicht hat Beijing Guoan es ja geschafft, einen Spieler von Weltklasse-Format auszubilden und somit das bevölkerungsreichste Land der Erde endlich ein Stück mehr auf die Bühne des Weltfußballs zu bringen. Immerhin wurde Zhang 2012 zum „besten Jungspieler“ ausgezeichnet. Doch noch ist der Transfer nicht durch – und alle Spekulationen somit (noch) heiße Luft.