Der Tempel des FC Südtirol

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Es ist August. Halb Deutschland fährt gen Süden. Seit den 50ern ist Italien das Sehnsuchtsziel schlechthin. Der spießige Deutsche will auch etwas vom „Dolce Vita“ abhaben. Doch nur am Pool liegen oder historische Städten besichtigen, das reicht uns Fußballfanatikern nicht. Ein Besuch im Fußballstadion muss her. Doch es müssen nicht immer die Topmannschaften in Norditalien oder die beiden römischen Teams sein. Auch in den beliebten Urlaubsregionen gibt es hochinteressante Vereine. Pünktlich zum Urlaubsbeginn stellt euch Inside 11 drei vor.

„Ach wie schießt ihr schlecht“. Das – vermutlich falsche – Zitat des Südtiroler Volkshelden Andreas Hofer trifft die Lebensanschauung vieler Südtiroler. Der Passeier war vorderster Widerstandskämpfer gegen Napoleon. Auch heute regt sich Widerstand in den Tälern Tirols. Die meisten Bewohner der Region wollen ihre Eingliederung in die Republik Österreich.

Dies spiegelt sich auch in den Wahlen wieder. Seit dem zweiten Weltkrieg ist die Südtiroler Volkspartei die klar bestimmende Macht. Diese propagiert eben diesen Wunsch. Bislang war ihr Vorhaben noch nicht von Erfolg gekrönt. Doch dies könnte sich jederzeit ändern. Insbesondere das Referendum Schottlands im Jahre 2014 machte vielen Südtirolern Hoffnung.

Der Vorgängerverein des FC Südtirol war der SV Milland. Dieser wurde 1974 gegründet, Italienweit war der SV nie wirklich ein Thema. Mit dem Profifußball hatten sie nie etwas zu tun. Mitte der Neunziger kam die Idee auf, einen Verein zu gründen, der Südtirol im professionellen Fußball gebührend repräsentieren könnte.

Getragen wurde diese Idee – wie so oft – von einer Investorengruppe. Diese verhandelten zunächst mit dem FC Bozen. Der FC hat die schillerndste Vergangenheit aller Südtiroler Vereine. In der 80er waren sie bislang der letzte im Profitum vertretene Verein. Aus den Übernahmeplänen wurde nichts. Stattdessen „nutzte“ man die finanzielle prekäre Lage des SV Milland.

Schon am 1. August 1995 konnten die Investoren den neuen Stolz Südtirols vorstellen.

Die ersten Jahre verliefen vielversprechend. Der FC Südtirol dominierte die Südtiroler Amateurligen. 1999 gelang dem Verein der ganz große Wurf. Sie waren im Profifußball angekommen!

Seitdem kam es nicht zu nennenswerten Rückschlägen. Aktuell spielt man in der drittklassigen Lega Pro Girone A. Die Saison 2013/14 war die erfolgreichste in jüngerer Vergangenheit. Man erreichte den 3. Platz und ging auf Tuchfühlung mit der Serie B. Jedoch war dem FC Südtirol die breite Ligenfächerung in Italien im Weg. Angesicht der Tatsache das es beispielsweise neun verschiedene vierte Ligen gibt, ist ein Durchmarsch durch die Ligen in Italien fordernd und deutlich schwerer als hierzulande.

So muss man den Mannschaften die dies geschafft haben durchaus Respekt zollen. Ein weiteres Problem das sich durch die breite Fächerung ergibt, ist eine durch mangelnde Selektion herbeigeführter Qualitätsmangel. So kann der Aufstieg in die dritte Liga durchaus einen Kulturschock bedeuten.

Der FC Südtirol hat jedoch durchaus Strategien, um mithalten zu können. Eine hervorragende Jugendarbeit ebnete schon einigen Spielern den Weg zu höheren Zielen. Michael Cia war beispielsweise in allen Jugendnationalmannschaften aktiv. Seit 2014 spielt er wieder bei seinem Heimatverein.

Das Stadion des FC Südtirol hat ein äußerst markantes Äußeres. Der Eingang ist dem Zugang zu einem römischen Tempel nachempfunden. Passend dazu sein Name: Drusus-Stadion. Benannt ist der Platz nach dem römischen Feldherrn Drusus.

Dieser tat sich besonders durch seine Feldzüge gegen die Germanen hervor. Die Gemeinsamkeit zwischen Drusus und Andreas Hofer ist unverkennbar. Beide kämpften gegen „die Deutschen“, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Motiven. Das Stadion liegt in einer Kurve der Eisack und ist vom Zentrum nur einen kleinen Fußmarsch entfernt. Auch der Bahnhof liegt in der Nähe.

Und warum sollte man als Fußballbegeisterter die obligatorische Pause am Brenner immer an einer überlaufenen Raststätte verbringen? Eine Besichtigung des Drusus-Stadion verbunden mit einem Restaurant Besuch ist zwar ein wenig zeitintensiver, aber auf jeden Fall lohnend.

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