Diego Simeone hat dieses Jahr die Sensation geschafft. Atlético Madrid konnte sich durchsetzen und holte sich die spanische Meisterschaft. Im Finale der Champions League scheiterte man gestern erst in Nachspielzeit und Verlängerung an Stadtrivale Real Madrid. Trotzdem war es die erfolgreichste Saison der letzten 10 Jahre. Inside 11 stellt den Trainer vor, der aus dem mittelmäßigen Arbeiterverein ein Meisterschaftsteam formte.
Atléticos Wertevermittler
Diego Simeone spielte als Aktiver zwei Jahre lang bei Atlético. Schon damals war Real Madrid der Verein der Adligen und Atlético Madrid „nur“ der Arbeiterverein. Dementsprechend waren auch die Machtverhältnisse. Simeone trainierte den argentinischen Verein Racing Club, als er das Angebot von Atlético bekam. Zu dieser Zeit war das Team im Mittelfeld der Tabelle platziert. Diego Simeone konnte schon in der ersten halben Saison überzeugen. Das Team erreichte nicht nur einen fantastischen 5. Platz, sondern gewann auch die Europa League.
Teamwork, Kampfgeist, Temperament
In den folgenden Jahren war Atlético immer das dritte Team hinter dem FC Barcelona und Real Madrid. Man gewann 2012 den Supercup und 2013 den Copa del Rey. Obwohl Atlético nur einen Viertel des Marktwerts des Stadtrivalen besitzt, machte man den beiden Favoritenteams diese Saison plötzlich Konkurrenz. Die Meisterschaft wurde auf den letzten Spieltag hinausgezögert und mit einem 1:1-Unentschieden gegen den FC Barcelona schlussendlich gewonnen. In der Champions League erreichte man das Finale.
Doch woher kommt dieser plötzliche Aufwärtstrend? Die Lösung ist schnell gefunden. Simeone, der Mann an der Seitenlinie, gab seinen Spielern Selbstvertrauen und formte sie zu einer Einheit. So zum Beispiel, als man den Supercup gegen Chelsea gewann. „Ich musste sie überzeugen, dass Chelsea nicht unbesiegbar war, dass wir unsere Chance packen werden, auch wenn wir keine haben“, so Simeone in seiner Biographie.
Diego Simeone vermittelt die Werte, die Atlético nach Außen signalisiert: Teamwork, Kampfgeist, Temperament, Zielstrebigkeit.
Atlético hat keinen Messi oder Ronaldo, die jede Saison über 50 Tore schießen. Aber die Mannschaft hat Teamgeist und gibt alles. Simeone ist der beste Trainer der Welt. – Paulo Futre
Bei Atlético steht das Team an erster Stelle. Man versteht sich privat und auf dem Feld. Es gibt keine bevorzugten Spieler, wer seine Leistung bringt, der darf spielen: „Ich will keine Diven. Wenn einer nicht alles gibt, spüre ich das und jemand wird ihn ersetzen.“
Mit Mittelstürmern zum wirtschaftlichen Erfolg
Atlético hat schon viele Weltstars geformt. Falcao, Diego Costa, Kun Agüero und Fernando Torres sind nur einige der Namen. Was auffällt ist, dass all diese Spieler Mittelstürmer sind. Der Sturm war in Madrid schon immer eine wichtige Position. Dies war bereits vor Diego Simeone so und es hat sich nicht geändert.
Fernando Torres war eine Eigengewächs des Arbeitervereins. Sechs Jahre lang war er Stürmer in Madrid, bevor er 2007 für 37 Millionen zum FC Liverpool wechselte. Der 19-Jährige Kun Agüero bekam seine Chance und nutzte sie. Er war ein Jahr zuvor für 21 Millionen zu Atlético gewechselt und verdrängte Diego Forlan aus der Startelf.
Im Jahr 2011 wurde er für 45 Millionen an Manchester City verkauft. Als Ersatz kam Radamel Falcao vom FC Porto, der mit 47 Millionen Euro noch immer der teuerste Transfer der Vereinsgeschichte ist. Unter Simeone wurde er in diesem Sommer für 60 Millionen an den AS Monaco verkauft.
Bleibt Starstürmer Diego Costa?
Diego Costa kam nach dem Abgang von Fernando Torres nach Madrid. Der gebürtige Brasilianer wurde zunächst verliehen und erst unter Falcao als Backup eingesetzt. Seit dieser Saison ist er der neue Starstürmer von Atlético Madrid. Sein Abgang steht noch nicht fest, wird aber stark vermutet. Als neuen Verein des spanischen Nationalspielers werden aktuell Chelsea, AS Monaco und Borussia Dortmund als wahrscheinlichste Vereine eingeschätzt, wobei Chelsea wohl die besten Karten hat. Als neuen Stürmer könnte man Backup Adriàn oder Leihgabe Léo Baptistão gebrauchen. Zusätzlich werden aktuell Leandro Damião und Ciro Immobile als Nachfolger gehandelt.
Ich möchte den Müttern der Spieler von Atlético Madrid danken, dass sie Jungs mit solch großen Eiern geboren haben. – Diego Simeone
Diego Simeone wirkt zunächst nicht wie ein typischer Meistertrainer. Er ist unrasiert, hitzköpfig und frech. Das Zitat bei der Champions-League-Pressekonferenz hat Kultstatus. Seine Art und seine Fähigkeit, aus jedem Team eine geschlossene Einheit zu formen sind einmalig. Zurecht wird er von vielen Medien als „bester Trainer der Welt“ betitelt.