Belgien – der Anfang einer Ära

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Gerade ist die EM gestartet und die ersten Gruppenspiele sind bereits gelaufen. Höchste Zeit die Kader der Teilnehmer genauer unter die Lupe zu nehmen. Inside 11 schaut sich die Top-Teams einmal an. Heute geht es um die Roten Teufel aus Belgien – einer der Geheimfavoriten der Europameisterschaft.

Belgien ist ein tief gespaltenes Land. Die einen sprechen Niederländisch. Die anderen Französisch. Wie tief diese Spaltung geht, illustriert die belgische Parteienlandschaft eindrucksvoll. Jeder Landesteil hat seine eigene Parteienlandschaft. Nur sporadisch kommt es zu Zusammenarbeiten zwischen den Schwesterparteien. Einige Stimmen sehen einen Erfolg der „Roten Teufel“ als letzte Rettung vor einer endgültigen Spaltung des Landes. Wird das klappen?

Weltklasse im Tor

Manche Teams (Spanien beispielsweise) setzen in diesem Turnier auf Konkurrenz auf dem Posten des Torwarts. Nicht so die Belgier. Courtois ist die absolute Nummer Eins. Doch der 24-Jährige hat nicht die beste Saison bei Chelsea hinter sich. 1,26 Gegentore pro Spiel könnten Belgien im Turnier durchaus Schwierigkeiten bereiten.

Hier ist Marc Wilmots gefragt. Wird er es schaffen, den durchaus noch jungen Keeper wieder aufzurichten? Die Euphorie im belgischen Team dürfte diesem Unterfangen behilflich sein. Wer weiß, vielleicht möchte sich Courtois ja für einen neuen Arbeitgeber bewerben? Ein Keeper wie er würde Real Madrid sicher gut zu Gesicht stehen.

Die letzte wirklich gute Saison von Thomas Vermaelen liegt schon ein ganzes Weilchen zurück. 2012/13 machte er 39 Spiele als Kapitän von Arsenal. Seitdem ging es bergab für den 30-Jährigen. Nach einer durchwachsenen Saison 13/14 entschied sich Arsene Wenger zum Verkauf seines ehemaligen Kapitäns. Eine gute Entscheidung! Heute scheint es fast utopisch, dass dieser Mann mal 19 Millionen Euro gekostet hat. Und eben deswegen setzt Marc Wilmots auf ihn. Diese EM ist seine allerletzte Chance nochmal sein altes Niveau zu erreichen. Er dürfte top motiviert sein.

Sein Partner in der Innenverteidigung ist Alderweireld. Der 27-Jährige ist absoluter Stammspieler bei Tottenham. Neben seiner physischen Präsenz in der Defensive beweist er durchaus auch offensive Qualitäten. Vier Tore und zwei Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache.

Gute Außenverteidiger sind rar im Jahre 2016. Auch Belgien macht hier keine Außnahme. Marc Wilmots hat zwar zwei nominelle Außenverteidiger im Kader, diese besitzen jedoch nicht die Qualität für eine Europameisterschaft. Es spricht einiges für die „deutsche Lösung“, sprich einen Innenverteidiger als Außenverteidiger aufstellen. Wilmots hat sechs Innenverteidiger nominiert.

Vertonghen ist der Spieler mit den besten Aussichten auf die Stammelf. Der Mann von Tottenham hat zwar diese Saison nicht als Außenverteidiger gespielt, ist jedoch flexibler als Vermaelen, weshalb Wilmots ihn links spielen lassen wird.

Die Besetzung des rechten Verteidiger vorherzusagen ist kaum möglich. Wilmots hat hier viel Auswahl, aber wenig Qualität. Es wird wohl auf die Spielweise des Gegners ankommen, wenn er aufstellt.

De Bruyne als Star im Mittelfeld

Ein weiteres Prunkstück der belgischen Defensive ist das zentrale Mittelfeld. Hier kann Wilmots wirklich aus dem Vollen schöpfen. Nainggolan ist eine feste Größe bei der Roma und reist mit entsprechendem Rückenwind an. Neben ihm wird der defensivere Axel Witsel agieren. Und sich zugleich präsentieren. Man muss ja schließlich nicht das ganze Leben für Zenit St. Petersburg spielen. Wenn einer der beiden nicht einsatzbereit sein sollte, steht Top-Personal als Ersatz zur Stelle. Dembele und Fellaini, beide aus der Premier League, könnten sie ersetzen. Diese Konkurrenz sorgt für den nötigen internen Druck und ist Gold wert für Marc Wilmots.

Im 4-2-3-1 der Belgier wird vor den beiden Zentralen ein offensiver Mittelfeldspieler agieren. Dieser wird Kevin De Bruyne sein. Vor der Saison ging dieser von Wolfsburg nach Manchester. Der Einbruch der Wolfsburger illustrierte eindrucksvoll, dass dieser Mann fast nicht zu ersetzen ist. Seine Stärken sind seine Torgefährlichkeit und seine hohe Arbeitsrate.

Das Mittelfeld wird von zwei Außen komplettiert. Namentlich sind das Hazard und Mertens. Der Kapitän hat bei Chelsea keine besonders gute Saison gespielt. Dennoch durfte er sich als Meistermacher feiern. Doch leider nur für Leicester und nicht für Chelsea. Erst im April konnte sich der 25-Jährige in die Torschützenliste eintragen. Ist er gerade rechtzeitig für die EM wieder in Top-Form? Für ihn könnte dieses Turnier zu dem entscheidenden Punkt seiner Karriere werden. Klasse? Oder Weltklasse? Nur Hazard wird es uns beweisen können.

Sein Pendant auf der anderen Seite, Mertens, hat bei Neapel ebenfalls keine Saison der Extra-Klasse hingelegt. Der Fokus lag bei Napoli deutlich mehr auf Higuain. Diese EM ist seine Chance sich zu zeigen.

Nutzt Lukaku seine Chance?

Vor einigen Jahren noch als Pummelchen verschrien, hat sich Romelu Lukaku zu einer festen Größe in Verein und Nationalmannschaft gemausert. Seine physische Präsenz hat er zwar nicht verloren, aber seine Fitness deutlich gesteigert. In jedem zweiten Spiel trifft er. Ein phänomenaler Wert. Ein EM-Titel und sein genialer Berater Mino Raiola könnten ihn ganz schnell von Everton in die erste Riege Europas befördern. Also auch für ihn ist diese EM eine Chance, die es zu nutzen gilt.

Belgien muss sich beweisen

Erzählt man von der belgischen Nationalmannschaft, so erzählt man von Chancen. Die 23 Männer sind bis in die Haarspitzen motiviert. Jeder möchte und muss sich beweisen. Sowohl im Zusammenspiel in der Mannschaft, als auch in der Konkurrenz innerhalb der Mannschaft. Eine interessante Kombination. Belgien hat wohl mit die besten Karten auf den Turniersieg.

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