Wankelmütigkeit in Venezia

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Es ist August. Halb Deutschland fährt gen Süden. Seit den 50ern ist Italien das Sehnsuchtsziel schlechthin. Der spießige Deutsche will auch etwas vom „Dolce Vita“ abhaben. Doch nur am Pool liegen oder historische Städten besichtigen, das reicht uns Fußballfanatikern nicht. Ein Besuch im Fußballstadion muss her. Doch es müssen nicht immer die Topmannschaften in Norditalien oder die beiden römischen Teams sein. Auch in den beliebten Urlaubsregionen gibt es hochinteressante Vereine. Pünktlich zum Urlaubsbeginn stellt euch Inside 11 drei vor.

Auch der FBC Unione Venezia hat eine äußerst bewegte Vergangenheit hinter sich. Und blickt in eine ausgesprochen turbulente Zukunft. Doch Hand aufs Herz: Eine so wunderbare, besondere Stadt wie Venedig, hat auch einen sehr speziellen Fußballverein verdient.

Gegründet wurde der Venezia Foot Ball Club im Jahre 1907. Die Venezianer mussten nicht lang auf die ersten Erfolge warten. Bereits zwei Jahre nach der Gründung stand man im Halbfinale der italienischen Meisterschaft. Dort setzte es jedoch zwei deutliche Niederlagen gegen einen Vorgängerverein von Inter Mailand.

Die Frühzeit der Venezianer war geprägt von sehr hohen Niederlagen. Im Finale der Meisterschaft 1912 kassierte man eine wahre Schiaffo. Der damalige Serienmeister SG Pro Vercelli erzielte 13 Treffer in Hin- und Rückspiel.

Von solchen Rückschlägen ließen sich die Italiener nicht beirren. Seine erfolgreichste Zeit hatte der Verein Anfang der 40er-Jahre. In diese Zeit fiel auch der größte Erfolg des Clubs. Man konnte den italienischen Pokal in die Lagunenstadt holen.

Danach wurde es ruhig um den Verein. Man fusionierte mit Mestre, wodurch sich die Verinsfarben änderten. Nachdem man zwischenzeitlich gar in die dritte Liga abgestiegen war, schaffte man 1997/98 den Aufstieg in die Serie A.

Diese Zeit neuerlichen Erfolgs hielt jedoch nur sehr kurze Zeit an. Bereits 2005 musste man wieder den bitteren Gang in die drittklassigkeit antreten. Daraufhin erklärte man sich bankrott und gründete sich neu. 4 Jahre später wiederholte sich das ganze noch einmal. Wieder gründete man sich neu.
Der „neue“ Verein wurde Foot Ball Club Unione Venezia gennant.

Im Jahr 2011 stieg ein russischer Investor ein. Dieser hatte durchaus große Pläne, diese scheiterten jedoch. Im Juli dieses Jahres kam es zur dritten Pleite, inklusive Neugründung binnen zehn Jahren.

Der neue Besitzer ist ein amerikanischer Seifenhersteller. In Venedig ist durchaus eine neue Euphorie greifbar. Man setzt sich für die Serie D große Ziele. Erwartet wird der Aufstieg.

Das größte Problem, das der Verein hat, ist sein Stadion. Beim Stadio Pierluigi Penzo handelt es sich um das zweitälteste Fußballstadion Italiens. 1911 öffnete es seine Pforten. Und genau da liegt das Problem. Es wurde nie richtig saniert. Eine Sanierung wäre rein logistisch schon schwierig: Das Stadion liegt auf einer Insel.

Ein Fußballverein in einer traditionell reichen Stadt wie Venedig hätte eigentlich eine Grundlage, die für Erfolg sorgen könnte. Doch warum konnte man dies bisher nicht beständig nutzen?

Die Ende der Ära Yuri Korbalin zeigt das wohl am besten. Anstatt sich „seinem“ Verein mit Herzblut zu verschreiben, lief er weg, als man ihn am dringensten brauchte. Es wird gemunkelt, dass er aufgrund der europäischen Sanktionen sein Heimatland Russland betreffend, keine Lust mehr hatte. Er wollte nicht mehr für die Lizenz aufkommen und so war Venedig vor dem Aus.

Um den Einstieg von Neu-Investor James Daniels zu verstehen, muss man die besondere Beziehung der Amerikaner zu Venedig verstehen. Die Nordamerikaner waren immer von der Stadt auf dem Wasser fasziniert. Mit ihrem Aussehen stellt sie das genaue Gegenteil zur typisch amerikanischen Stadt dar. Venedig ist für Amerikaner ein Sehnsuchtsort.

Es ist sicherlich noch zu früh um James Daniels als Retter und Held zu feiern. Doch die Sterne stehen gut, das sich der venezianische Fußball wieder erholen wird.

Also: Besucht in eurem Urlaub in Jeselo, Bibione oder Caorle nicht nur den Strand und seine Bars, besucht auch einen euphorischen „neuen“ Verein.

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