„Wenn es um Geld geht, gibt es nur ein Schlagwort: Mehr!“ André Kostolany hat das gesagt. Es war aber mit Sicherheit nicht auf die aktuelle Geldschwemme auf dem Transfermarkt bezogen. Wo das Geld herkommt ist mittlerweile Allen klar. England stehen durch die neuen TV-Verträge perverse Summen an Geld zur Verfügung. Die mediale Berichterstattung greift dies auch auf. Doch es fehlt der Weitblick. Philip Hell versucht nun diesen zu leisten.
Alle reden davon, dass die Bundesliga „leergekauft“ wird. Sei es von neureichen Briten oder von Vereinen mit einem Investor im Rücken. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Bundesliga wird sich wehren. Die hervorragende Jugendarbeit wird dann nicht mehr ausreichen. Die Investorensuche wird das Mittel der Wahl sein. Die Bundesliga ist eine sehr attraktive Liga. Es wird den Vereinen ein leichtes sein, Investoren zu finden. Doch es besteht immer die Gefahr, Fans durch überzogene Investoreneinstiege zu verlieren.
Besonders hierzulande ist dieses Risiko recht hoch. Man muss sich nur mal den vehementen „Kampf“ der Ultras gegen RB Leipzig zu Gemüte führen. Dieser Kampf gipfelte schon oft in tatsächlicher Gewalt. Oder der Boykott ihrer eigenen Heimspiele der Hannoveraner Fans. Man mag sich als Fußballenthusiast gar nicht ausmalen, welche Stimmung im Stadion herrscht, wenn auf einmal nicht mehr Kaliber wie Kind sondern Oligarchen wie Abramowitsch hinter einem Verein stehen. Top-Spieler vor leeren Rängen? Das kann es nicht sein.
Doch nicht nur dem Ausland schadet das Geld aus England. Stell dir nur mal vor, ein Verein wie Darmstadt steigt in England in die Premier League auf. Macht er den Fehler, mithalten zu wollen, so wird er gnadenlos von den anderen zermahlen. Doch nicht nur sportlich wird dieses Erlebnis ernüchternd sein. Die Strukturen des jeweiligen Vereins müssen den Härtetest Premier League bestehen. In einem Ligensystem ohne wirkliche Strukturen ist das jedoch recht schwierig.
Man kann nun dagegenhalten, das das „neue Geld“ Strukturen schaffen könnte. Doch dieses Argument ist auf ganzer Linie zu entkräften. Nehmen wir als Beispiel den Transfer von Anthony Martial zu Manchester United. 50 Millionen hat der gute Mann gekostet. Diese Summe ist pervers. 50 Millionen sind für einen 19-Jährigen zu viel. Doch ganz abgesehen davon wären 50 Millionen Euro Einsatz mehr als genug, um zehn gleichwertige Spieler zu scouten. Bei diesem Weg wäre auch das Risiko zehnmal kleiner. Doch Louis van Gaal scheint das Risiko eingehen zu wollen.
Statt das Geld in gescheite Strukturen zu investieren, wird das Geld in im Ausland ausgebildete Jungspieler gesteckt. Immer mit Risiko. Man kann sich keine Garantien kaufen im Fußball. Ich hoffe, du stellst dir jetzt dieselbe Frage wie ich mir: Wie kann man solch eine Zukunft verhindern? Nun, die Antwort auf diese – zugegeben sehr ketzerisch gestellte Frage – ist nicht ganz einfach. Insbesondere weil die sich in der Verantwortung befindlichen Personen nicht immer mitziehen wollen werden.
Und dennoch, es gibt sie, die Lösung. Sie ist, wie so oft, ein Aufruf: Liebe UEFA, lieber Monsieur Platini, bereiten Sie diesem Treiben frühzeitig ein Ende! Führen Sie endlich ein wahrlich funktionierendes Financial Fair Play ein. Die Schere zwischen armen und reichen Fußballvereinen darf nicht weiter aufgehen. Sonst läuft der europäische Fußball mit offenen Armen in jene Schere hinein. Ahnden Sie Verstöße ernsthaft. Die „Show“ darf nicht über allem stehen.
Mit freundlichen Grüßen,
Philip Hell – und hoffentlich ein jeder, der den Fußball liebt.