Macht der Sponsoren: Kleines Bier, große Symbolik

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Fußball und Sponsoren, das ist in erster Linie eine Zweckgemeinschaft. Der Verein erhofft sich hohe Geldsummen. Der Sponsor will sich in der Öffentlichkeit gut präsentieren. Der schlicht absurde Vorfall auf einer Pressekonferenz des FC Valencia zeigt wieder einmal, welch aberwitzige Spitzen diese Zweckgemeinschaft treiben kann. Wie in dem Video zu sehen ist, möchte Shkrodan Mustafi seine Pressekonferenz nicht neben einer Flasche Bier geben, wird jedoch von einem Offiziellen des Vereins vom Gegenteil überzeugt.

Fehlende Gegenwehr?

Wenn man wissen will, wie viel Shkrodan Mustafi verdienen will, muss nur nach ihm googeln. Google zeigt – falls es Informationen darüber gibt – das Gehalt der Person, nach der man gegoogelt hat, auf der ersten Seite an. Das allein ist pervers, zeigt aber, das der Wert einer Person im Kapitalismus maßgeblich von ihrem Gehalt bestimmt wird. Jedoch scheint die Courage einer Person unter steigendem Gehalt zu leiden. Zu groß die Angst, seinen hart erarbeiteten Wohlstand wieder zu verlieren.

So scheint es Mustafi ergangen zu sein. Zu sehen in einem Video, das derzeit im Internet kursiert. Auch wenn ihn das Bier aufgrund seiner Religion offensichtlich störte, ließ er es bei einem halbherzigen Versuch, das Bier wegzustellen, dem der Herr im Anzug leicht Einhalt gebieten konnte. Mustafi hätte mit Sicherheit viel Applaus von Muslimen auf der ganzen Welt geerntet, wenn er sich das nicht hätte bieten lassen. Doch er ließ es nicht zum Eklat kommen, er beugte sich dem Druck der Sponsoren. Er knickte vor deren Geld ein. Die Zeit der politischen Fußballer scheint vorbei zu sein, seitdem Paul Breitner öffentlich für die CSU eintritt.

Die Macht der Sponsoren

Sponsoren scheinen den modernen Fußball nach Belieben kontrollieren zu können. Red Bull, Volkswagen und Audi sind nicht nur Big Player in ihren Geschäftsfeldern. Auch auf den Fußballfeldern dieser Erde sind sie Big Player. Durch Sponsoring erkaufen sich Unternehmen nicht nur Möglichkeiten zur positiven Außendarstellung, sie erkaufen sich auch Macht.

Das gilt auch bei Vereinen, die nach außen hin das Bild des Traditionsvereins pflegen. Beispielsweise, war das Geschrei aus der Firmenzentrale von Adidas groß, als Mario Götze es wagte, sich bei seiner Vorstellung im Nike-T-Shirt zu zeigen. Da finanziert man das exorbitale Gehalt des Jungstars mit, und er besitzt die Frechheit, mit einem Kleidungsstück seiner Wahl aufzutreten? Das geht gar nicht. So scheint man in Herzogenaurach zu denken.

Der Fall des Shkrodan Mustafi scheint ähnlich zu liegen, birgt aber aufgrund der religiösen Komponente noch mehr Sprengstoff. Es scheint so, als ob Estrella Mustafis religiöse Empfindungen großzügig ignoriert. Dass sich Estrella bisher noch nicht zu dem Vorfall geäußert hat, erhärtet den Verdacht.

Es geht auch anders

Die neue Macht der Sponsoren hat aber auch gute Seiten. Die großen Sponsoren der Fifa zeigten neulich wahre Courage, sie forderten den Rücktritt Sepp Blatters. Für den Fußball – hoffentlich – der richtige Schritt. Auch wenn McDonald’s und Coca-Cola nur ihr Bild in der Öffentlichkeit möglichst sauber halten wollen, so zeigt der Aufruf Wirkung: Wenige Tage nach der Presseerklärung der beiden Großkonzerne wurde Blatter für 90 Tage gesperrt. Das dürfte Blatters Karriere beendet haben, auch wenn man diesem Mann alles zutrauen sollte.

Dieses Beispiel zeigt das man sich als Sponsor auch gesellschaftlich konstruktiv einsetzen kann. Kein Unternehmen sollte einen wichtigen Repräsentant zu etwas zwingen, was er offensichtlich nicht machen möchte. Dennoch: Solche Vorfälle werden sich mit der zunehmenden Einflussnahme finanzstarker Sponsoren häufen. So bleibt mir nur, jedem Fußballer die nötige Courage zu wünschen, seine Vorstellungen gegen die seiner Sponsoren durchzusetzen.

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